Dienstag, 26. November 2013

Makány Márta

Designer aus Ungarn – Teil 31
Márta Makány und ihre Label „Makány Márta“
„Elegant, positiv und weiblich“

Zwischen der Metrostation Arany János utca und dem Westbahnhof ist in einer Parallelstraße des Körút der großzügige, luftige Showroom der Designerin Márta Markány und ihres Labels „Makány Márta“ zu finden. Die großen Schaufenster im Erdgeschoss ziehen Neugierige an und geben den Blick frei auf wunderschöne Hochzeitskleider, exquisite Abend- und Cocktailkleider und robuste Jeans. Im Innerraum laden einige Sofas, Tische und Stühle zum Verweilen ein, wem nicht danach ist, kann sich gleich ans Stöbern und Anprobieren machen.

Ohne Eile und mit Handy am Ohr trifft die Designerin Márta Makány etwa zur gleichen Zeit beim Showroom ein, öffnet die Tür und bietet umgehend einen Platz auf einem bequemen Stuhl mitten im Laden vor den Schaufenstern und neben einem Stoffparavent an. Im Nebenzimmer stehen Kleiderständer voll mit Kleiderkreationen, eine Coach und ein weiterer Tisch. Trotz häufig klingelnden Telefons entsteht schnell ein angeregtes Gespräch über Mode und die Zukunft von „Makány Márta“.

Einfluss der Lehrer

Das Entwerfen von Mode sei eine Konsequenz aus ihrer Schulzeit, erzählt Márta und betont, dass Vieles an ihren ausgezeichneten Lehrern an der Mittelschule und Universität gelegen habe. „Ich konnte immer gut zeichnen, aber die Entscheidung, weiter in diese Richtung zu gehen, wurde durch die Zusprache meiner Lehrer bestärkt.“ Zu Textilen kam sie dann über das Auswahlverfahren bei der Aufnahmeprüfung und dabei blieb sie auch.

Bilder: Aaron Taylor (3)
Marken und Namen

Ihre ersten Versuche nach dem Studium geschahen unter einem anderen Labelnamen und waren so erfolgreich, dass ihr eigener Name bald bekannter war als der des Labels. Also änderte sie diesen zu „Makány Márta“. „Es ist besser so, denn so können mein Name und die Marke leichter verbunden werden, und international ist es ebenfalls einfacher“, sagt die Designerin. Den weitläufigen Showroom mit den hohen Decken habe sie sich vor zwei Jahren gesucht, erzählt sie und erklärt, dass der vorherige Laden, den sie 15 Jahre lang hatte, im vierten Stock gewesen sei. Dorthin kamen die Leute nur, wenn sie mussten, so Márta. Der Umzug sollte endlich die Möglichkeit schaffen, dass auch Spaziergänger ihre Kollektionen sehen und sich so der eine oder andere glücklich in den Laden verirrt. Der Standort in der Innenstadt ist dafür natürlich perfekt.

Vielseitige Linien

Ihr Label besteht aus drei verschiedenen Frauenlinien: Der Brautmode (Bridal Wear), den Abend- und Cocktailkleidern unter dem Namen „Collection“ und der Alltagslinie „Boutique“, die sich auch mit Jeans, Jacken, Kostümen und Ähnlichem beschäftigt. Auch für Männer entwirft sie Kleidung, allerdings keine Kollektionen, sondern stattet eher Hochzeiten aus oder kreiert Uniformen und Einheitskleidung. Die Mitarbeiter des Palastes der Künste, der Städtischen Verkehrsbetriebe (BKV) und die Olympiamannschaft von 2008 kamen bereits in den Genuss ihrer Entwürfe.

Keine Arbeit

Kollektionen entstehen durch die verschiedenen Linien auch in unterschiedlichen Mengen und Zeiträumen. Von der Brautmode gibt es nur jedes Jahr eine, von den anderen jeweils zwei. Das Entwerfen falle ihr leicht, „es ist so, als würde ich den ganzen Tag spielen“, meint Márta und betont, dass Arbeit, die man liebt, eigentlich keine Arbeit ist. Ihre bunten, seidigen und weichen Stoffe, die oft große Muster haben, besorge sie in Paris. Die Größen der vorhandenen Kleider beschränken sich meist 36 und 38, aber es gibt natürlich auch größere.

Persönlicher Kontakt

Einzelbestellungen fertige sie sehr häufig an und würde sich auch jedes Mal Zeit für die Kundin nehmen, um ihre Wünsche und Vorstellungen zu erfahren, ihr Entwürfe zu zeigen, um dann im Grunde gemeinsam etwas zu kreieren. Es sei wichtig, den Leuten zu zuhören und auf ihre Persönlichkeit einzugehen, betont Márta und fügt hinzu, dass die Farbauswahl und der Schnitt einfach immer zur Person und dem Anlass passen müssen. „Frauen lassen sich in solchen Dingen gerne beraten, bei Männern ist das eher schwieriger“ gibt sie zu.

Zukunftsaussichten

Ihr weiblicher, fröhlicher, positiver Stil, der viel Farbe und Handarbeit enthält, kommt nicht nur bei den Ungarn gut an. Ihre Mode verspricht Selbstsicherheit, Eleganz und Einzigartigkeit und das gefällt. Inzwischen gibt es ihre Kreationen nicht nur in Europa sondern auch in Japan, Südkorea, Israel, Dubai,  Australien, Brasilien und Kanada. In anderen Budapester Läden sei „Makány Márta“ nicht vertreten, dafür sei die Stadt zu klein, aber in einigen Internetshops sei sie zu finden, betont die Designerin. Ins Ausland würde sie jedoch gerne gehen. Dafür würden sich ihrer Meinung nach Berlin, London oder die USA anbieten. „Ich bekomme manchmal monatlich, oft auch wöchentlich von ausländischen Privatpersonen positives Feedback für meine Entwürfe. Deswegen denke ich, dass sich ein Geschäft im Ausland oder Übersee lohnen würde“, erklärt Márta.

Unterstützung der Jugend

Die Entwicklung der ungarischen Modewelt beurteilt Márta positiv. „Es gibt hier viel Potenzial und Möglichkeiten. Denn aus vielen kleinen Nachrichten wird am Ende eine große“, erklärt sie und spricht sich für Offenheit und Zusammenarbeit aus. Um den jüngeren Generationen unter die Arme zu greifen, nimmt sie auch regelmäßig Praktikanten auf, denen sie während der Ausbildung auch eine positive Einstellung zur Arbeit vermitteln möchte. „Karriere kann man nur machen, wenn man durchhält und jeden Tag präsent ist, selbst wenn keine Arbeit vorhanden ist. So war das bei mir auch.“
Ines Gruber
Makány Márta

V. Báthory utca 18-20

Tel.: +36 1 311 1949

Handy: +36 20 9 344898

www.makanymarta.com


MÁRTA MAKÁNY hat an der Universität für Kunst und Design 1998 ihren Abschluss gemacht. Nach dem Studium eröffnete sie ein Geschäft, welches sie vor zwei Jahren dann in die Budapester Innenstadt verlegte. Ihr damaliges Label gewann schnell an Beliebtheit, und es kristallisierten sich die heutigen Linien heraus, neben Brautmode, Abend- und Cocktailkleider sowie Alltagsmode. Seit 2007 nimmt sie als einzige Vertreterin aus Mitteleuropa an der Mailänder Si Sposaitalia Collezioni Brautmodenschau teil und ist inzwischen in der ganzen Welt mir ihrer Kleidung vertreten. 2010 wurde Márta das Ritterkreuz des Staatspräsidenten verliehen. Dieses Jahr entwarf sie die Kleider für die Schönheitsköniginnenwahl in Ungarn.

Erschienen in der Budapester Zeitung Nr. 41, vom 7.-13. Oktober 2011

Montag, 25. November 2013

Mei Kawa

Designer aus Ungarn – Teil 29
Emese Kasza und ihr Label „MEI KAWA“
„Angenehm, funktional und kombinierbar“

Unweit der Metrostation Kálvin tér und der belebten Ráday utca, an einem kleinen Platz zwischen Baross utca und Reviczky utca, ergänzt seit neustem der luftige Showroom der Designerin Emese Kasza das Modeangebot der Innenstadt. Ihre Kollektion für Männer besteht vorwiegend aus gedeckten Farben und eher einfachen Schnitten. Die Kleidung ist jedoch immer wandelbar und steht irgendwo zwischen Casual und Business.

Mit einem Lächeln öffnet die De­signerin Emese Kasza die Tür zu ihrem neuen Reich und betont sogleich bedauernd, dass sie leider noch nicht ganz fertig sei mit dem Einrichten des Showrooms. Dann holt sie eine Tasse Kaffee und beantwortet, den kleinen grünen Platz vor ihrem Fenster im Blick, gelassen alle Fragen.

Design versus Architektur

Der Weg zum Design sei für sie  im Grunde vorbestimmt gewesen, sagt Emese und erzählt, dass sie eigentlich seit ihrer Kindheit bewusst auf diese Laufbahn hingearbeitet habe. Kunst, Malen und Handarbeiten seien schon immer ihr Steckenpferd gewesen. „Mein Vater ist Architekt und auch ich mag Architektur unglaublich gerne, deswegen habe ich mich auch lange nicht entscheiden können“, meint Emese und erzählt, dass am Ende doch das Entwerfen von Kleidung die Oberhand gewonnen habe. Jedoch sei in ihrer Mode bis heute eine Nachwirkung von Architektur zu spüren.

Labelgründungen

Den Wunsch, mit ihren Entwürfen auch an die Öffentlichkeit zu gehen, erfüllte sich Emese noch während ihres Studiums, als sie mit zwei befreundeten Designern zusammen „Hepp Design“ gründete. Die Formation stellte damals großteils Kollektionen für Frauen her, aber es waren auch immer ein oder zwei Stücke für Männer dabei. „Das gute Feedback, das wir für die Entwürfe ‘für ihn’ bekommen haben, brachte mich auf die Idee, mein eigenes Label mit einer Männerlinie zu starten“, erzählt Emese. Nachdem die Zusammenarbeit bei „Hepp Design“ ein Ende fand, entstand 2010 ihr eigenes Label „MEI KAWA“.

Wortspiele

Dieser etwas exotisch anmutende Name entstand aus einer Variation ihres eigenen Namens. „Kasza Emese fand ich nicht wirklich markttauglich“, gibt sie unumwunden zu und so habe sie verschiedene Vorschläge und Kosenamen in ihrem Freundeskreis zur Wahl gestellt. Das Ergebnis war, dass die Männer alle für Kawa Kawa stimmten und die Frauen für Meika. „Daraufhin machte ich dann ‘MEI KAWA’ als Kompromiss und auch als Zeichen dafür, dass ich nicht nur Männer-, sondern auch Frauenkleidung designen will“, betont Eme­se.

Eine harte Nuss

Der Markt für Männerkleidung sei jedoch viel schwieriger als sie gedacht hätte, meint die Designerin nachdenklich. „Ich wusste, dass dies eine hart zu knackende Nuss sein würde, aber so steinhart habe ich sie mir nicht vorgestellt.“ Männer seien nicht so mutig wie Frauen, trauten sich noch nicht wirklich Einzelstücke zu tragen, ließen selten etwas anfertigen oder die Größe anpassen. Außerdem hätten sie eine andere Einkaufsattitüde: Sie gehen in einen Laden und kaufen, was ihnen zusagt oder lassen es einfach. Emese erklärt, dass sie versuche, mit ihren Entwürfen einen Übergang zwischen individueller Kleidung und Massenproduktion zu finden, die von Männern gerne getragen wird.

Klare Linien

Bilder: Kristóf Galgóczy Németh (2)
Positive Rückmeldungen bekomme sie regelmäßig, sowohl im In- als auch im Ausland. Da ihre Entwürfe angenehm zu tragen und die gedeckten Erdtöne und Schwarz-Weiß-Variationen gut kombinierbar sind, sprechen sie neben Studenten auch Geschäftsleute an. Ein T-Shirt mit Druckknöpfen zum Beispiel könne man zugeknöpft für Business oder eben aufgeknöpft als Casual tragen. „Ich achte darauf, dass alle Stücke praktisch, funktional und wandelbar sind. Wahrscheinlich stammt das von meiner Liebe zur Architektur“, erklärt Emese lächelnd. Mit kleinen, manchmal lustigen Extras sollen die klaren Linien ein wenig unterbrochen und aufgelockert werden.
Den Tragekomfort unterstützen auch die qualitativ hochwertigen Naturfasern, welche die Designerin fast ausschließlich nutzt. Sogar eine Regenjacke besteht aus Baumwolle und ist von außen nur mit einer wasserabweisenden Schicht bestrichen. „Da ich selbst nicht gerne Kunstfasern trage, entwerfe ich auch selten Kleidung damit. Manchmal nehme ich Mischungen, aber auch da ist der Anteil der Naturfasern höher“, betont sie.
Die jetzige Kollektion von Emese umfasst zwölf komplette Kombinationen. Es gibt Hosen in allen Längen, Jacken und Oberteile mit kurzen und langen Ärmeln und in vielen verschiedenen Farben. Ihre neuen Ent­würfe sollen noch dieses Jahr, gleichzeitig mit der offiziellen Eröffnung des Showrooms, im Oktober oder November auf den Markt kommen.

Offener und zugänglicher

Der Umzug aus ihrem früheren Atelier im Tüzraktér läuft ungefähr seit zwei Monaten und war dringend notwendig, so Emese. Die Situation im Künstlerhaus sei untragbar geworden und deswegen habe sie sich mit ihren damaligen Mitbewohnerinnen im Tüzraktér und drei weiteren kreativen Geistern ein neues Atelier gesucht. Insgesamt kann man also sechs Designerinnen unter der gleichen Adresse finden: Eine Hutmacherin, eine Designerin für Frauenbekleidung und für Frauenfahrradbekleidung, die Männerkollektionen von Emese und zwei Grafikerinnen, die jedoch den gleichen Stil wie die Anderen vertreten und sich so auch mal am Entwerfen von Mode ausprobieren möchten. „Wir haben hier auch viel mehr Möglichkeiten“, betont Emese und erklärt, dass der Showroom viel offener und zugänglicher sei als die Werkstatt im Tüzraktér. Natürlich seien ihre Entwürfe auch weiterhin in verschiedenen Läden in Budapest zu finden, aber jetzt könnten die Kunden auch direkt zu ihr kommen.

Chancen im Ausland

Für die Zukunft plant Emese eine Frauenkollektion und einen Online­shop, damit sie auch europaweit präsent sein kann. Durch das viele Feedback von ausländischen Käufern überlege sie außerdem, ob sie es nicht einmal im Ausland versuchen sollte. „Bekannte aus Deutschland denken, dass ich insbesondere in Köln und München Chancen hätte“, sagt Emese und fügt hinzu, dass ihre bisherigen Entwürfe nicht unbedingt nur von Männern getragen werden könnten. Die Stücke seien zum Teil Unisex und deswegen kaufen auch viele Frauen ihre Oberteile. Aber genau das wäre auch das Problem in Ungarn. Ein Stylist, der bei ihr etwas bestellt habe, meinte, dass er eine andere Kreation nicht tragen könne, da ihn dann sein Umfeld womöglich für homosexuell hielte und er Schwierigkeiten bekäme. Im Ausland sei die Gesellschaft in Bezug auf Mode längst offener und freier als in Ungarn und deswegen sieht Emese dort ihre Chance.
Ines Gruber
MEI KAWA
Showroom

Bild: Aaron Taylor
VIII. Baross utca 3. I./4.

Monofashion Shop

V. Kossuth Lajos utca 20.

Handy: +36 / 30 627 8790

www.meikawa.com

EMESE KASZA hat an der Moholy-Nagy Hochschule für Kunst und Design (MOME) in Budapest studiert und an der Schule für Design (Escola Su­perior de Disseny) in Spanien ihren Abschluss in Modedesign gemacht. Ihr erstes Lab­el, das sie mit zwei Studienkollegen gründete, war „Hepp Design“, welches von 2005 bis 2008 neben Gewänder für Männer und Frauen auch Objekte designte. 2010 gründete Emese dann ihre eigene Marke „MEI KAWA“, die vorerst noch ausschließlich für Männerbekleidung steht. Sie arbeitet außerdem als Kostümbildnerin an Theatern und nimmt an Modeschauen im In- und Ausland teil.

Erschienen in der Budapester Zeitung Nr. 39, vom 23.-29. September 2011


Freitag, 8. November 2013

SUGARSHOP!

Die Designer-Konditorei „SUGAR!“
Süße Verführung in allen Formen und Farben

In einer Parallelstraße der Andrássy út, ganz in der Nähe des Oktogon und Liszt Ferenc tér, verbirgt sich hinter der weißen Fassade eines Hauses im Erdgeschoss die Zuckerbäckerei „SUGAR!“. Auch innen sind die Wände weiß. Als Kontrast gibt es bunte Lampen und Stühle, viele farbenfrohe Köstlichkeiten und Aufklebebilder an den Wänden. Die großen Schaufenster lassen außerdem viel Licht ins Innere der Konditorei fallen und unterstützen so die freundliche und angenehme Atmosphäre.

Gleich beim Eintreten erstrahlen die Augen von Groß und Klein: Süßigkeiten, Schokolade, Kuchen, Torten, Mignon, Muffins, Lutscher, Eiscreme und sogar Milchreis, wohin man auch blickt. Ein Paradies für Naschkatzen! Genau dass soll auch der Na­me des Ladens „SUGAR!“ ausdrücken. Dieser kam der Geschäftsinhaberin und Zuckerbäckerin Eszter Horváth ganz von allein in den Sinn, denn „in einer Zuckerbäckerei sollte es meiner Meinung nach nur Dinge mit Zucker, also Süßes geben, und daran halten wir uns auch“, sagt sie lächelnd.

Umwege zum „SUGAR!“

Eröffnet hat Eszter den ersten Laden vor drei Jahren in Újpest mit ihrem besten Freund und Geschäftspartner Gergely Lábady, der für Pressearbeit, Marketing und die Geschäftsführung zuständig ist. Reiner Zufall sei es gewesen, dass sie Konditorin wurde. Eigentlich wollte die junge Frau genau diesen Beruf niemals ergreifen und das aus gutem Grund. „Meine Eltern sind beide Zuckerbäcker, ich wusste also zu Genüge, was das bedeutet: keine freien Wochenenden oder Feiertage, denn da ist Hochkonjunktur für Kuchen“, sagt sie. Ursprünglich habe sie Modedesign studiert. Zur Konditorei kam sie über ihre Eltern, die ein Haus kauften und sie baten, sich etwas für das Erdgeschoss zu überlegen. Ihr erdachtes Konzept von Design-Kuchen und Torten entwickelte sich sehr schnell zum Erfolg und so eröffneten Eszter und Gergely bereits 2009 ihr zweites „SUGAR!“ in der Innenstadt. 
Natürlich ließ sich Eszter auch zum Konditor ausbilden. Nachdem ihr das Wissen in Ungarn nicht mehr genügte, suchte sie im Ausland Weiterbildungsmöglichkeiten, ging nach Paris, Tokio und nimmt bis heute an Kursen teil. Heute reizt sie an ihrem Beruf, den sie früher gehasst hat, „die Einzigartigkeit, dass Gefühl bahnbrechend und ohne Beispiel zu sein und die Möglichkeit zu tun“, was sie wolle. Nicht nur das Designen der Kuchen, sondern auch das Konzept und die Einrichtung der Läden gehört dazu. Die weißen Wände sind perfekt für die Präsentation der bunten Naschereien, die dadurch noch mehr ins Blickfeld rücken. Eine Wand ist voll mit bunten Jelly Beans und M&M´s, ein Regal enthält verschiedene Gummibärchenso­ten, saure Drops, Marshmallows und vieles anderes mehr. Daneben gibt es Hunderte von Lutschern, eine Milchreisbar und Eistheke mit unterschiedlichen Saucen und Toppings, erfrischende Shakes und köstliche Smoothies.
Bilder: Aaron Taylor (2)
Design mal anders

Das alles verblasst jedoch angesichts der Kuchentheke. Das Repertoire umfasst 40 bis 45 Kuchen mit verschiedenen Füllungen in den unterschiedlichsten Größen. Davon können 20 bis 25 Torten dauerhaft bestellt werden, der Rest des Repertoires wechselt Mitte oder Ende September. Jedes Jahr entsteht so eine exklusive neue Kollektion von Torten und Kuchen, die von einem Profiteam solange verkostet werden, bis das Endergebnis geschmacklich perfekt ist. Um das Aussehen kümmern sich dann die Konditoren. „Das Designen an sich nimmt nur etwa einen Monat in Anspruch, die Testphase kann allerdings drei bis vier Monate dauern“, erklärt die Designerin und fügt hinzu, dass nach den erfolgreichen Tests auch noch alles andere für die Läden, Wanddekoration, Kuchen-, Getränke- und Speisekarte, dem neuen Thema angepasst werden müsse. Vergangenes Jahr drehte sich alles um Tokio, Mangas und neue japanische Grundzutaten. Dieses Jahr geht es nach New York. Und so werden sich die Torten in Hot Dogs, Popcorn und Hamburger verwandeln, es tauchen fünf Superhelden mit ihren Lieblingskuchen auf, andere wiederum tragen so klangvolle Namen wie „Liberty“. Kreationen wie diese „kann man auf der Welt nur bei uns finden“, da ist sich Eszter sicher, „denn nur wir designen Kuchen“.

Qualität aus aller Welt

Zielgruppe ist die eigene Altersklasse, so Eszter, also so zwischen zwölf und 35. Sie ist davon überzeugt, dass insbesondere diese Altersgruppe viel Wert auf Qualität legt und auch die kleinen aber feinen Unterschiede bei den Grundzutaten merkt. Die Konditorin betont, dass sie „Zutaten kaufe, die ich selbst auch zu Hause benutzen würde: Vanille aus Tahiti und Madagaskar, Valrhona und Callebau Schokolade. Was mir schmeckt, schmeckt auch anderen“, da ist sie sich sicher. Außerdem möchte sie mit ihren Produkten der Jugend auch etwas über gutes Zuckerwerk beibringen. 
Der Großteil der verkauften Kuchen sind Bestellungen, die restlichen zehn Prozent Mini- und Mousse-Torten. Auch individuelle Designs für Hochzeiten und Geburtstage sind keine Seltenheit, achtstöckige Torten kein Problem. Trotzdem gibt es Grenzen durch das Gewicht und die Standfestigkeit des Teigs, und auch das (manchmal sehr heiße) Wetter muss in Betracht gezogen werden.

„SUGAR!“ für alle

Von Anfang an hatte „SUGAR!“ auch eine Website (www.sugarshop.hu), auf der alle Produkte zu kaufen sind oder individuell zusammengestellt werden können. Die Website ist eines der wichtigsten Standbeine des Brands, denn im Grunde können sich so Menschen in der ganzen Welt einen Kuchen aussuchen. Das Problem ist nur die Lieferung. Nach Wien oder Bratislava sei das noch lösbar, so Esz­ter, aber größere Entfernungen seien schwierig. Da die beiden Ge­schäfts­partner allerdings auch ins Ausland expandieren wollen, haben sie bereits ein Franchise–System erdacht. Die Ge­sprä­che mit ersten Interessenten laufen bereits. Eszter verrät stolz, dass der erste Laden im Ausland bald in Wien eröffnet werden soll. Wenn das gut funktioniert, sollen Geschäfte in China, der Türkei und Grobritannien folgen. Eszter plant auch Kurse zu bestimmten Themen für Jugendliche, Hausfrauen und Konditoren, die ein Grundwissen erwerben oder sich weiterbilden wollen.
Ines Gruber
SUGAR!

VI. Paulay Ede utca 48.
                                    IV. Petõfi utca 35.

Tel.: +36 1 321 6672
                                         Tel.: +36 1 272 0292

www.sugarshop.hu

Geöffnet: 
                                                          Geöffnet: 

Montag 12 bis 22 Uhr                                       Montag bis Sonntag: 
10 bis 20 Uhr
Dienstag bis Sonntag 10 bis 22 Uhr


ESZTER HORVÁTH schloss 2000 ihre Ausbildung in Hotelmanagement an der Hochschule für Handel, Fremdenverkehr und Hotelmanagement in Budapest ab. Sie arbeitete danach für einige Zeit bei Zeitschriften wie der Elle, Shape, Playboy und Maxima als Stylistin. Außerdem verfasste sie ein Buch, verbrachte ein Jahr in London um sich auszuprobieren und nahm an verschiedenen Weiterbildungen im Ausland, z.B. Paris und Tokio teil um verschiedene Kuchenbacktechniken zu erlernen und ihr Können zu verfeinern. Eszter eröffnete vor drei Jahren zusammen mit Lábady Gergely das erste „SUGAR!“.

Erschienen in der Budapester Zeitung Nr. 37, vom 9.-15. September 2011


Donnerstag, 7. November 2013

Buborék

Designer aus Ungarn – Teil 27
Andrea Nagy und ihr Label Buborék
„In vielen Formen und Farben und immer anders“

In der ruhigen Fußgängerzone zwischen Ferenciek tere und Kálvin tér, in der Nachbarschaft von Cafés, Modegeschäften, Museen und Studentenkneipen, ist der kleine Laden „Buborék“ von Andrea Nagy zu finden. Etwas versteckt im unteren Stock gelegen, mit der Tür zur Straße hinaus, lädt das bunt-fröhliche Geschäft zum Einkehren und Stöbern ein.

Eine Tür, ein Fenster und etwa 15 Quadratmeter sind nicht gerade viel und doch erwarten den Besucher eine Menge verschiedener schöner Kleinigkeiten wie Taschen, Geldbeutel und Schmuck. Während der Kunde sich etwas überwältigt umsieht, wartet die Designerin Andrea Nagy bescheiden im Hintergrund und freut sich mit einem feinen Lächeln über das Interesse an ihrem Laden und den attraktiven Einzelstücken.
Bilder: Aaron Taylor (4)
Der Wunsch nach mehr

Das Geschäft entstand 2005, also noch bevor die Straßen um den Egyetem tér zum Fußgängerbereich erklärt und nach diesen Vorstellungen umgebaut wurden. Es ist ein Ableger des 40 Quadratmeter großen Bruders in Buda, der ein Jahr zuvor eröffnet wurde. Andrea erzählt von ihren Anfängen als junge Designerin, als sie ihre Entwürfen noch in anderen Läden anbot. Die Idee für ein eigenes Geschäft war aber schnell geboren und auch die Umsetzung ließ nicht lange auf sich warten. „Es war perfekt für mich, denn so konnte ich alles, was ich gelernt hatte, zu einem individuellen Konzept vereinen: Innenarchitektur, Raumausstattung und Enterieur-Style.“

Öfter mal was Neues

Der Laden läuft heute gut. Dies liege nicht zuletzt an der Fußgängerzone, die vor einem Jahr entstanden ist und ihr immer mehr Touristen als Käufer beschere, sagt Nagy. Inzwischen komme die Hälfte der Kunden aus dem Ausland. Auch die Nähe diverser Universitäten kommt Andrea zugute, sind doch ihre Zielgruppe Jugendliche, die etwas Besonderes für sich oder Freunde suchen. Es lohnt sich jedenfalls, öfter ins „Buborék“ zu schauen, denn das Angebot ändert sich zweimal wöchentlich, und so gibt es immer etwas Neues zu entdecken.

Innenarchitektur ist Design

Die Designerin zeigt auf ihre liebevoll bemalten Steine und die von ihr entworfenen Taschen und betont, dass im Budaer Laden auch noch einige ihrer kreierten Wanduhren zu finden seien. „Leider bleibt mir wegen der Geschäftsleitung beider Läden und meiner Arbeit als Innenarchitektin wenig Zeit zum Planen und Entwerfen“, sagt sie nachdenklich, betont aber gleich darauf, dass sie mit niemandem tauschen wolle. Das Thema Inneneinrichtung kommt auch in ihrem ersten Laden in Buda zum Tragen, wo man ihre Entwürfe von Wohnungen, Häusern oder Geschäften ansehen, oder Dekorationsmittel wie Vasen, Tischdecken und Besteck kaufen kann.
Die meisten Artikel sind jedoch Taschen, Schmuck wie Ohrringe und Ketten, Schals und Modeaccessoires, ein wenig saisonale Kleidung, Geldbeutel, Hefte, Kinderspielzeug und Souvenirs mit „Budapest“-Aufschrift, die moderner, benutzbarer und schöner sind als herkömmliche Mitbringsel.
Seifenblasen als Konzept

Neben ihren eigenen Sachen verkauft Andrea auch Entwürfe von anderen jungen, Designern. Einige davon sind „Stammmitarbeiter“, die regelmäßig etwas anfertigen, andere tauchen auf  und verschwinden nach ein paar Monaten wieder. Die Auswahl, was in ihrem Laden verkauft wird, trifft die Designerin nach bestimmten Kriterien: Es muss modern, bunt und nützlich sein. Kopien lehnt Andrea ab, sie sucht eigene Ideen, einzigartige Stücke sozusagen.
Die verschiedenen Entwürfe sollen damit immer dem Konzept des Ladens entsprechen und das ist durch den Namen „Buborék“ (Seifenblase) quasi vorgegeben: In allen Farben des Regenbogens, groß oder klein und veränderbar. Der Namen des Ladens stieß nicht immer auf Zustimmung. „Seifenblasen sind auch von kurzer Dauer, und so prophezeite man mir ein schnelles Aus für meine Geschäftsidee“, erzählt Andrea.

Flexibel und offen für Neues

Ihre bunte, schillernde Welt möchte die Designerin in den nächsten Jahren an den Plattensee bringen und dort einen kleinen Laden am westlichen Ufer eröffnen. Er soll so eine richtige Balaton-Stimmung haben, nach Sommer, Sonne, Spaß und Lachen riechen und aussehen. Natürlich sei das eher etwas Saisonales, versuchen wolle sie es trotzdem. Um „Buborék“ in Budapest bekannter zu machen, hat sie sich bereits in diesem Jahr mit anderen Designern und Ladenbesitzern im Bezirk verständigt und im Anschluss an die erfolgreiche Stylewalker-Night (die BZ berichtete) einen Flyer mit den Geschäftsdaten und einer Karte herausgebracht. „Es ist eine gute Möglichkeit für uns um bekannter zu werden und mehr Kunden anzulocken. Die letzten Male habe ich auch bei der Stylewalker-Night mitgemacht und nur positive Erfahrungen gesammelt“, betont sie.
Online-Shops dagegen lehnt sie ab, weil es zu kompliziert für sie wäre. Jedoch bekommt sie durch Emails von Kunden, die zum Beispiel etwas ganz Bestimmtes suchen, auch Anregungen für neue Entwürfe.
Es gab auch schon einmal die Nachfrage einer Deutschen, die eine Tasche im Fenster gesehen hatte zurück nach Deutschland ging, und sich dann im Nachhinein die Tasche anfertigen ließ. Andrea erklärt, dass das kein Problem ist: „Wir fertigen oft etwas auf Bestellung an, was es nicht mehr gibt, oder wo andere Farben gewünscht werden.“
Ines Gruber

Buborék – Buda
                                                              Buborék – Pest

Tel.: +36 1 212 7306                                                         Handy: +36 30 3899 099

I. Batthyány utca 48
                                                          V. Kecskeméti utca 5
www.buborekbolt.hu

Öffnungszeiten:                                                                 Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag 12 bis 19 Uhr                                      Montag bis Freitag 11 bis 19 Uhr
Samstag 11 bis 15 Uhr                                                      Samstag 10 bis 14 Uhr

ANDREA NAGY schloss neben einer Ausbildung zur Raumausstatterin noch weitere zur Innenarchitektin, Kostümbildnerin, Grafikerin und Enterieur-Stylistin an verschiedenen Schulen und Hochschulen ab. Sie entschloss sich 2004 dazu, ihren ersten Laden in Buda zu eröffnen. Diesem folgte ein Jahr später ein kleinerer in Pest. Bis heute arbeitet sie erfolgreich als Designerin und Innenarchitektin.

Erschienen in der Budapester Zeitung Nr. 37, vom 9.-15. September 2011


Mittwoch, 6. November 2013

ANDA

Designer aus Ungarn – Teil 24
Emília Anda mit ihrem Label „ANDA“
Avantgardistisch, hochwertig und ein wenig lasziv

In der unmittelbaren Nähe des Ferenciek tere liegt der kleine Laden der Designerin Emília Anda in der Galamb utca. Das Eckgeschäft hat große Glasfronten, die einen Einblick in die Kreationen des Labels „ANDA“ und das klare und stilvolle Ambiente des Innenraums erlauben. Die BUDAPESTER ZEITUNG sprach mit der erfahrenen Designerin über Möglichkeiten im In- und Ausland, Mut zur Mode und Kleidung ohne Altersgrenze.

Entspannt in ihrem Laden sitzend erzählt die Designerin Emília Anda, dass sie erst einen Umweg über die Technische Universität Budapest genommen habe, um dann schließlich doch an der Universität für Kunst und Design (MOME) zu landen und Kleidung zu entwerfen. „Ich habe schon immer gerne gezeichnet und bin auch auf ein künstlerisches Gymnasium gegangen, da war der Weg zur Bauingenieurin eigentlich vorgezeichnet“, erklärt sie und fügt hinzu, dass ihr das technische Studium allerdings zu trocken gewesen und sie deswegen wieder zu ihrer künstlerischen Ader zurückgekehrt sei.
Bilder: ANDA (4)
Schon lange im Geschäft

Den Namen des Labels „ANDA“ musste sie nicht lange suchen, denn ihr eigener kurzer und prägnanter Name habe im In- und Ausland einen großen Wiedererkennungswert und sei für jeden leicht auszusprechen. International bekannt wurde Anda im Jahr 2000. Seither nimmt sie zweimal jährlich an der Pariser Fashion Week teil. Die Teilnahme habe mehrere Vorteile: Ihre internationale Bekanntheit werde aufrechterhalten, es gäbe viele Bestellungen, und sie bekomme mehr und bessere Kritik und Resonanz aus dem Ausland.

Entwürfe und Größen

Für jede Fashion Week in Frankreich entstehen für die Frühling/Sommer und Herbst/Winter Saison pro Jahr etwa 70 bis 80 verschiedenen Entwürfe. „Ich weiß, dass meine Kollektionen riesig erscheinen, aber so haben die Kunden mehr Auswahlmöglichkeiten, können besser kombinieren und kaufen dadurch auch oft mehr als sie eigentlich wollten“, erklärt Anda. Käufer aus aller Welt, darunter aus den USA, Europa, Kuwait und sogar Südafrika, bestellen ganze Sortimente in verschiedenen Farben und machen etwa 80 Prozent des Umsatzes aus, sagt die Designerin.
Um die Auswahl zu erleichtern, gibt Anda allen Kreationen eigene Namen. Lachend erzählt sie, dass sich dies bei der Größe und Menge ihrer Kollektionen inzwischen manchmal als schwieriger erweist als das Entwerfen selbst. Die Standardgrößen gehen von 34 bis 46, auf Bestellung fertigt sie aber auch größere Kleidungsstücke an. Manchmal jedoch „rate ich davon ab, eine meiner Kreationen zum Beispiel in Größe 52 zu bestellen, manche Modelle eignen sich einfach nicht dafür, sind dann unproportional und würden dann nicht mehr gut sitzen“.

Kollektionen und Einzelanfertigungen

Die Kollektionen entstünden laufend, sie zeichne ständig und habe eigentlich mehr Ideen als verwirklicht werden könnten. Gleichwohl empfindet sie es noch immer als komisch, zwei Saisonen vorauszudenken. So ist die Sommerkollektion für das kommende Jahr bereits in Produktion, und die Kollektion für den Winter wird gerade ausgeliefert. „Es ist schon manchmal verwirrend, dass man so weit im Voraus planen muss“, sagt Anda, aber man gewöhne sich nach einer Weile daran. Ihr bleibe sogar Zeit für Einzelanfertigungen. So bekomme sie häufig Anfragen nach Anpassungen der Kreationen für Hochzeits-, Cocktail- oder Ballkleider. Sie bespreche dann immer die Farbe und einige Vorstellungen mit den Kunden, im Endeffekt entwerfe aber sie das Kleid. „Das wollen die Käufer auch so, denn sie kommen ja zu mir, weil sie meinen Stil mögen“, erklärt Anda und beschäftigt sich kurz mit einer Stammkundin, die zufrieden eine bestellte Bluse abholt.

Qualität hat ihren Preis

Ihren eigenen Stil bezeichnet Anda als avantgardistisch mit vielen Designelementen. Sie lege viel Wert auf Strukturen, gute Qualität der Stoffe, die meist aus organischen Materialien wie Leinen, Seide, Baumwolle und Wolle oder Mischungen aus diesen bestehen und eine schöne Silhouette. Außer­dem müssen die Kreationen auch immer interessant, offen und variierbar sein und sich ohne weiteres „in den Kleiderschrank einer Frau einfügen“. Der Stoff mache einen großen Unterschied, denn er kann durch seine Struktur einen eigenen Charakter haben, fließend fallen oder einfach leicht und angenehm zu tragen sein. „Ich arbeite wegen der besseren Qualität deswegen mit Stoffen aus dem Ausland, die natürlich auch ihren Preis haben“, erklärt die Designerin.
Bei den Farben hält sie sich eher an die Decktöne schwarz, weiß, grau und deren Variationen, hinzu kommen einige kräftigere Farben für den Kontrast. Anda betont, dass sie sich nicht nur an Trends hält. Eine schöne Farbe habe immer ihre Berechtigung, sagt sie.

Vielfalt der Nationen

Den Unterschied zwischen in- und ausländischen Käuferinnen sieht sie darin, dass die Frauen aus dem Ausland viel offener, mutiger und experimentierfreudiger seien. „Wahrscheinlich, weil sie mehr sehen und deswegen auch gern zu den etwas auffälligeren Stücken greifen“, meint Anda und fügt hinzu, dass sich das Verständnis von Mode in Ungarn seit ihren Anfängen im Modegeschäft aber geändert habe. Die Tendenz sei sehr positiv, es gäbe immer mehr Konkurrenz, die den Wettbewerb belebe.
Die Designerin möchte sich in Zukunft noch mehr auf das Ausland konzentrieren und vielleicht einen eigenen Laden in den USA eröffnen. „Das wäre eine neue Herausforderung, denn von dort habe ich sehr viele Bestellungen. Außerdem freuen sich die Amerikanerinnen immer so offen und ehrlich über meine Kleidung, Europäerinnen sind da sehr viel zurückhaltender“, erzählt Anda.
Vom Alter her sieht sie keine Begrenzung für ihre Kreationen, junge Mädchen zählen ebenso zu ihren Kunden wie reife Frauen. Es hinge immer vom Modell und der Einstellung der Trägerin ab, denn die Kleidungsstücke bringen eine Offen­heit mit sich und sind deshalb für viele Menschen ohne weiteres tragbar, erklärt sie. Letztens habe sie eine Hochzeitsgesellschaft eingekleidet: „Meine jüngste Kundin war dabei acht Monate alt und unglaublich niedlich in ihrem Kleidchen“, erzählt Anda mit freudigem Lächeln.

Ines Gruber
Showroom
 ANDA

V.Galamb utca 4

Tel: +36 30 933 97 46

www.andaemi.com

EMÍLIA ANDA schloss ihre erste Ausbildung an der Technischen Uni­ver­sität Budapest zur Bauingenieurin mit Diplom ab, arbeitete jedoch nie in diesem Bereich. Sie bewarb sich nämlich kurz danach an der Universität für Kunst und Design (MOME) und begann das Entwerfen von Kleidern und Schuhen zu lernen. Nachdem sie auch die MOME erfolgreich abgeschlossen hatte, fing sie an, mit ihren Kreationen im In- und Ausland, so auch in Deutschland, Frankreich und Österreich, an Fashion Weeks teilzunehmen. Außerdem unterrichtete Anda kurze Zeit an der Universität für Kunst und Design, ehe sie 1996 ihren eigenen Showroom eröffnete. Im Jahr 2004 bekam sie als erste den Fashion Awards Hungary für den „Designer des Jahres“.

Erschienen in der Budapester Zeitung Nr. 30, vom 22.-28. Juli 2011