Designer aus Ungarn – Teil 21
Anna Hachbold und Éva Kárpáti mit ihrem Label
„ANNAEVA“
Designen als Hobby
Unweit des Thália und Operettentheaters ist
in der Ó utca der kleine lichtdurchflutete Showroom Nati 100% Pure Idea zu
finden, in dem die beiden Designerinnen Anna Hachbold und Éva Kárpáti mit ihrem
Label ANNAEVA Platz gefunden haben. Leichte, luftige und schicke Kleidung sowie
modische Accessoires in hellen Tönen warten hier darauf, entdeckt zu werden. Zusammen
erzählen die beiden der BUDAPESTER ZEITUNG
von der Entstehung, der Gegenwart und der Zukunft des Labels.
Die beiden
Frauen, die hinter dem Label „ANNAEVA“ stehen, könnten unterschiedlicher nicht
sein: die eine blond, mit weiblichen Rundungen, etwas kleiner und gesprächig,
die andere braunhaarig, groß und schlank, jedoch ein wenig schüchtern. Auch der
Altersunterschied von elf Jahren könnte Konfliktpotenzial bergen. Die beiden
Designerinnen ergänzen sich indes bei Fragen, führen den Gedankengang der
anderen weiter und geben ein sehr harmonisches Bild ab. Kennengelernt haben sie
sich beim Studium in der KREA Kunstschule, als sie als Prüfungsaufgabe zusammen
eine Kollektion erstellen mussten. Die Zusammenarbeit klappte nicht nur auf
fachlicher, sondern auch auf persönlicher Ebene so gut, dass die beiden bald
den Spitznamen „Annaeva“ bekamen und diesen dann für ihr Label behielten.
Hachbold erklärt, dass „es nach dem Studium irgendwie klar war, dass wir
zusammen weiter machen, denn zu zweit ist es besser als allein.“ Sie fügt
lachend hinzu, dass sie so wie Dick und Doof seien und sich perfekt ergänzten.
Bei Kárpáti
hatte es bereits sehr viel früher angefangen, denn sie wollte schon als Kind
Designerin werden. Ihre Eltern hielten sie zwar an, einen „normalen Beruf“ zu
erlernen, was sie auch machte, aber dann ist sie doch zum Design gekommen und
macht jetzt eben das, was sie „mit Leidenschaft und Herzblut machen möchte“.
Große unternehmerische Zukunft sieht sie jedoch nicht darin. Hachbold
widerspricht ihr: Sie sehe schon eine Zukunft für das Label. Daraus könne noch
was Großes werden, betont sie, fügt aber hinzu, dass sie noch nicht davon leben
kann und im Moment noch als Lehrerin und im Familienbetrieb arbeite. Allerdings
seien beide sehr glücklich damit, ihr Hobby zum Beruf gemacht zu haben und sich
bei den Kollektionen ausleben zu können.
Inspiration für
ihre Kollektionen holen sich die beiden von „außerhalb“, wo sie natürlich
anderen Einflüssen ausgesetzt sind. Auch planen und zeichnen sie zum Großteil
getrennt voneinander. Es sei immer wieder erstaunlich, wie gut die voneinander
unabhängigen Kreationen sich am Ende zu einer einzigen Kollektion zusammenfügen,
sagt Hachbold. Ihre Kollegin ergänzt, dass sie sich natürlich vorher auf den
Stil und die Stoffe, also die wichtigsten Punkte, einigen. Und manchmal rutsche
etwas, was nicht hundertprozentig zum Rest der Kollektion passe, mit hinein,
weil es beiden so sehr gefalle. „Wir kritisieren uns gegenseitig, ändern immer
wieder etwas an den Entwürfen und besprechen fast alles genau, dadurch klappt
es so gut“, betont Hachbold. Es sei oft eine Frage des Gefühls, was sie
entwerfen, aber meistens sind es Kreationen, die sie selber tragen würden und
auch tragen.
Ästhetisch und bequem
Die
Kollektionen von „ANNAEVA“ bestehen zumeist aus 15 bis 20 verschiedenen Entwürfen
und passenden Accessoires wie Taschen, Gürteln, Armbändern und Ketten. Die
Designerinnen arbeiten viel mit natürlichen Fasern, nutzen gerne Seide, Wolle
und Leder. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Qualität. Außerdem soll die Kleidung
nicht nur bequem zu tragen sein, sondern auch sonst wenig Arbeit machen. Die
Kreationen sind modisch, elegant und mit klaren Linien. Neben der Ästhetik
ist jedoch die Benutzbarkeit ein wichtiger Punkt bei der Stoffwahl. Gekauft
werden die Stoffe im Moment ausschließlich in Ungarn, weil Zeit und Geld für größere
Einkäufe im Ausland noch fehlen.
Bei der Farbauswahl kommen eher die natürlichen
Farben zum Einsatz. Im Sommer sind das die helleren wie beige, grau und weiß,
und im Winter die eher dunkleren wie dunkelgrau und blau. „Obwohl schon einige
behauptet haben, dass unser Markenzeichen ‘rosa’ ist, haben wir diese Farbe
erst bei der jetzigen Sommerkollektion verwendet, allerdings kam rosa schon oft
in unseren Accessoires vor“, stellen die beiden fest.
Alt und Jung
Von einigen
Entwürfen entstünden oft nur ein bis zwei Größen, erklärt Kárpáti, insbesondere
dann, wenn es sich um teure Materalien oder ausgefallene Kleidungsstücke
handle. Bestellen kann man alles bis zur Konfektionsgröße 42. Auch
Einzelanfertigungen, kleine Änderungen an den Kreationen und Hochzeitskleider
werden angefragt und gerne angefertigt. Kundinnen, die bei ihnen Kleidung und
Accessoires kaufen, seien „kosmopolitisch, modisch, möchten mehr als
Mainstream-Kleidung von Jedermann und sehnen sich nach dem gewissen Etwas“,
sagt sie. Hachbold fügt lächelnd hinzu: „Unsere Kundinnen sind eben arbeitende
Frauen wie wir selbst“. Das Alter der Käufer läge zwischen 20 und etwas über
50. Auch das sei ihrem eigenen Profil sehr ähnlich. Den Unterschied zwischen
ausländischen und ungarischen Kundinnen machen sie vor allem am Kaufverhalten
fest: Ungarinnen kaufen für einen bestimmten Zweck, etwa eine Hochzeit, achten
auf die Alltagstauglichkeit und lassen sich oft beraten, Ausländerinnen sind
experimentierfreudiger, schauen sich um und kaufen einfach mal so, nur weil
ihnen etwas gefällt.
Sie wollen
jede Saison mit ihrer Kleidung präsent sein und bekannter werden, so die beiden
jungen Frauen. Auch von einem eigenen Showroom oder Laden in Ungarn und im Ausland
träumen sie. Aber Konkretes haben sie noch nicht im Sinn. „Wir reden viel darüber,
denken nach, was das Beste wäre und machen einen Schritt nach dem anderen“, so
Hachbold. Eine eigene Webseite haben sie ja schon, und auf Facebook und www.ourstyle.hu
sind sie auch zu finden. Die vielen Anfragen und Emails bestätigten ihnen, dass
sie auf dem richtigen Weg sind, und das gebe ihnen Mut. Die beiden wollen sich
auf jeden Fall mit ihrer Mode weiterentwickeln und in weiteren Läden präsent
sein. Aber da beide hauptberuflich arbeiten, ist das noch Zukunftsmusik.
Ines Gruber
Anna Hachbold
Éva
Kárpáti
Handy: +36 30 758 85 52
Handy:
+36 30 654 54 33
Email: hachbold@annaeva.hu
Email: karpati@annaeva.hu
II. Szerb Antal utca 7/b
www.annaeva.hu
www.ourstyle.hu
Nati 100% Pure Idea Showroom
VI. Ó utca 33 Geöffnet:
nach Absprache
Black Box Concept Store
V. Irányi utca 18 Geöffnet:
Montag
bis Freitag 11 bis 19 Uhr
Samstag 12 bis 18 Uhr
ANNAEVA wurde 2009 von den beiden Designerinnen ÉVA KÁRPÁTI und ANNA HACHBOLD gegründet. Die beiden Frauen
lernten sich während des Studiums kennen und schafften es innerhalb von einem
Jahr, den begehrten Preis „Junge Fashiondesigner des Jahres“ zu gewinnen. Sie
nahmen in der Zwischenzeit an mehreren Fashionshows teil, etwa an jenen des Stílus
/ Rouge Magazins und der ArtLounge, und stellten ihre Kollektion auch schon im
Museum der Schönen Künste und bei den Marie Claire Fashion Days vor.
Erschienen in
der Budapester Zeitung Nr. 27, vom 1.-7. Juli 2011
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