Dienstag, 31. Dezember 2013

Náray

Designer aus Ungarn – Teil 41
Tamás Náray und sein Label „NARAY TAMAS“
„Klassisch und zeitlos“

Nur wenige Meter von der Oper entfernt befindet sich das helle und moderne Atelier des Designers Tamás Náray. An den Wänden hängen aufgereiht wunderschöne Abendkleider, Roben, Cocktailkleider und Kostüme in vielen Farben und Formen, die verzaubern und zum Träumen anregen.  

Der Designer Tamás Naray lebt seinen Stil: klassisch und zeitlos.

Mit etwas Verspätung betritt der Designer das Atelier. Er grüßt herzlich und lädt sogleich in sein Arbeitszimmer, weil es dort viel ruhiger sei. „Ich bin so viel unterwegs, dass mein Terminkalender immer voll ist“, meint er entschuldigend, nimmt sich aber trotzdem die Zeit, um ein paar Fragen in Ruhe zu beantworten.
Bild: Aaron Taylor (1)
Spielsüchtig



Náray erzählt, dass ihn Mode immer schon interessiert habe. Nicht so sehr die Kleidungsstücke an sich, sondern der Gesichtspunkt des Stils und wie viele unterschiedliche Facetten damit erschaffen und geschaffen werden können. Außerdem fand er auch die Tatsache spannend, dass Menschen durch das Tragen von Kleidung auch ihre eigenen Persönlichkeiten und ihr Auftreten neu definieren können. Aber es sei natürlich auch wichtig, seinen eigenen Stil in der heutigen schnelllebigen Zeit zu finden, mit dem man unverwechselbar sei. Dies gelte insbesondere für Designer.

Seinen eigenen Stil beschreibt Náray selbst als klassisch verbunden mit französischer Leichtigkeit, Feinheit und Eleganz. Er möge nicht nur die einfachen, schlichten Formen, sondern könne auch den verschnörkelten und verzierten Variationen einiges abgewinnen. „Mode ist ein Spiel, und das spiegelt sich auch in meinen Kreationen wieder“, so der Designer.
Pro Jahr entstehen meist vier Kollektionen, zwei große für Frühling/Sommer und Herbst/Winter und zwei kleinere im Januar und August, die Mode für den Übergang beinhalten. Dazu käme noch die Haute Couture Kollektion, die für ein ganzes Jahr gilt, jedoch zweigeteilt erscheint. Bei Letzterem könne er sich ausleben, mit den Stoffen und Schnitten spielen und wunderschöne Kleider erschaffen.

Insgesamt seien es zumeist so zwischen 100 bis 120 verschiedene Entwürfe pro Kollektion, die sich um ein zentrales Thema rankten. „Ich übertreibe es oft. Wenn die ersten 60 Kreationen bereits fertig und genäht sind, fallen mir meist noch mal 60 ein“, sagt Náray lächelnd. Von diesen vielen Ideen käme dann am Ende etwa ein Drittel in den Laden.

Jede Größe



Bilder: Tamás Náray
Die Inspiration für die Entwürfe käme aus seiner inneren Kreativität, erklärt Náray. „Jeder gute Designer sollte auch ohne äußere Einflüsse in der Lage sein, Mode zu entwerfen“, betont er und fügt hinzu, dass er immer das zeichne was er sich denke. Jedoch besäßen seine Kreationen starke stilistische Merkmale, die sich durch alle Kollektionen zögen und deswegen einen hohen Erkennungswert hätten. Genau das sei ja auch das Ziel. Denn so könnten sich seine Kunden damit identifizieren.

Von den Käufern kenne er heute leider nur noch wenige. Persönlichen Kontakt habe er nur noch zu seiner Stammkundschaft, die seit Jahren bei ihm einkaufe. Er sei einfach zu beschäftigt. Seine Klientel sei sehr unterschiedlich, dies treffe auf Alter, Aussehen und Geldbeutel gleichermaßen zu. Einige kauften nur ein-zwei Stücke, andere regelmäßig und viel. Sein Atelier werde auch von vielen Ausländerinnen besucht. Im Laden gäbe es drei Standardgrößen, 36 bis 40, allerdings könnten die entsprechenden Kleider auf Wunsch vergrößert werden. Mode stelle „das kleine und schlanke“ in den Mittelpunkt, sagt Náray schulterzuckend, betont jedoch, dass er auch Käufer habe, die größere Größen benötigten und die zu guten Freunden geworden seien, da er sie öfter treffe und ihre Begeisterung für seine Kleider schätze. Bei der Anfertigung von allem über Größe 40 gäbe es zwei Möglichkeiten: entweder Konfektionsgröße oder minimale Anpassungen des Modestücks bei wiederkehrenden Kunden. 

Kundschaft



Einzelanfertigungen seien bei ihm sehr teuer geworden, denn seine Zeit sei knapp bemessen. Allerdings gäbe es noch Ausnahmen für alte Stammkunden. Während des Interviews probiert eine junge Frau ihr halbfertiges Kleid an, sie schwärmt mit strahlenden Augen vom Designer: Die Kreation sei wunderschön und unglaublich bequem, sagt sie, aus diesem Grund sei sie seit Jahren der Marke „NARAY TAMAS“ treu. Seine Mode mache schön und selbstbewusst und sie fühle sich darin immer als Frau. Der Designer steht lächelnd daneben und erklärt, dass ein wenig Erotik dazugehöre, jedoch müsse auf das Maß geachtet werden. Deswegen seien seine Entwürfe klassisch und zeitlos.


Dubai, Berlin



Seinen ersten Laden eröffnete Náray 2001 im Ybl Palast und zog acht Jahre später wegen Bauarbeiten in die Nähe der Andrássy út um. Bereits früh habe er sich mit dem Export von „NARAY TAMAS“ ins Ausland befasst und seine Kollektionen an ein Multibrand-Geschäft in Dubai geliefert. In diesem Dezember folgte dann die Eröffnung seines Ladens in Berlin auf dem Kurfürstendamm. Hier gäbe es jedoch keine Kollektionen, sondern nur Couture. Berlin sei eine großartige Stadt. „Die Hauptstadt Europas: weltoffen, neugierig, frei und voller Leben.“ Die Menschen dort machten regelrecht Jagd auf Neues, sie achteten auf Kleinigkeiten und wüssten Designer zu schätzen. Sein nächstes Ziel sei im Frühjahr ein Geschäft in Barcelona.

Lebensweg



Náray hat im Verlauf seiner Laufbahn als Designer Vieles gelernt. Fleiß, Durchhaltevermögen und Opfer seien das Geheimnis seines Erfolgs. „Ich weiß nicht, ob ich Talent habe, denn man sieht sich selbst immer anders und über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, aber man muss lieben, was man tut. Sonst kommt man im Beruf und auch im Leben nicht weiter.“ Neben seiner Arbeit als Modedesigner studiere er jetzt Astrologie und Sternenkunde an der Universität. Um seine spirituelle Seite zu entdecken und zu formen, wie er sagt. Er suche nach dem Sinn des Lebens. Wie er dafür noch Zeit findet? Lachend meint er: „Ich habe für alles Zeit, nur muss man manchmal auf mich warten.“
Ines Gruber

Atelier Budapest
                                     Geöffnet:
Tel.: +36 1 266 247
                                   Montag bis Freitag 11 bis 19 Uhr

VI. Hajósi utca 17
 
                                    Samstag 11 bis 14 Uhr

Atelier Berlin
                                           Geöffnet:
Tel.: +49 30 88627370                              Dienstag, Mittwoch und Freitag
14 bis 18 Uhr
Kurfürstendamm 213
                                Donnerstag 10 bis 14 Uhr

10719 Berlin
                                             Samstag 11 bis 15 Uhr

www.naraytamas.hu

TAMÁS NÁRAY schloss Ausbildungen in Handel und Außenhandel in Budapest ab und machte dann seinen Abschluss als Fashiondesigner an der Académie de l’Art de Mode Paris. Er arbeitete als Stylist bei internationalen Filmproduktionen, ungarischen Fernsehserien und Shows wie X-Faktor und stattete als Kostümbildner Opernaufführungen aus. Außerdem bringt Náray drei- bis viermal im Jahr eine neue Kollektion raus, die er bei Fashionshows vorstellt. Sein erstes Geschäft in Ungarn eröffnete er 2001, das in Berlin folgte 2011. Im Zuge seiner bisherigen Laufbahn bekam er mehrere Preise, darunter den für den „Designer des ungarischen Opernfestivals“.

Erschienen in der Budapester Zeitung Nr. 51-52, vom 16. Dezember 2011 - 5. Januar 2012


Montag, 30. Dezember 2013

Cukorka

“Süßigkeitenfabrik” in Budapest eröffnet
Ein klebriges Vergnügen

Mitten in der Innenstadt in einem kleinen Laden unweit des Astoria können seit dem ersten Dezember bunte Bonbons, gedrehte und gerollte Lutscher in vielen leckeren Geschmackskombinationen in der Cukorka Sweetfabric von András Gerzsenyi gekauft werden.

Der kleine Laden, der gleichzeitig Werkstatt ist, liegt im Innenhof eines alten schönen Gebäudes und ergänzt das Angebot eines Teeladens und des Designerladens Insitu. Die Idee zur Cukorka Sweetfabric (Zuckerl Süßigkeitenfabrik) hatte der Besitzer András Gerzsenyi, der damit eine fast vergessene Handwerkskunst und eigene Familientraditionen aufleben lassen möchte. Einige seiner Ahnen waren nämlich Bonbon-Hersteller, von denen einer sogar ein Patent auf die Produktion von Lutschern bekam.


Mischung und Temperatur
 


Das besondere der Süßigkeitenfabrik ist nicht nur, dass sie die erste in Budapest ist, sondern auch, dass die Werkstatt im Ladeninneren steht und damit jeder Eintretende bei der Her­stellung der Bonbons zusehen kann. Das Grundmaterial für den süßen Lutschgenuss seien Zucker, Wasser, ein wenig Farbe, Geschmack und eine Stunde Zeit. Gerzsenyi sagt, dass es sich lohne zuzusehen und betont, dass die Temperatur der Masse das Wichtigste sein.
 
Nach dem Erhitzen von Wasser und Zucker werden die Aromen und die Farbe hinzugegeben, gut verrührt und dann auf einer kalten Marmorplatte mit Handschuhen ordentlich geknetet. Nach einiger Zeit ist der glänzende gold- und bordeauxfarbene Block soweit abgekühlt, dass über einem Haken die restliche Luft herausgeschlagen werden kann. 
Die drei Hersteller zerschneiden nun die Masse mit einer Schere und verkneten sie erneut, so dass ein neues Muster der beiden Farben entsteht. Danach zieht einer von ihnen sie lang, während der andere weiter rollt und der dritte mit einem Spatel Stücke abschlägt. Nun ist die Mischung schon so kalt, dass jeder Schlag sich so anhört als würde Glas zerspringen. Aus den Würsten entstehen am Ende kleingeschnittene Bonbons, die gedreht, gerollt oder als Lutscher auf einen Holzstab gesteckt werden.
 


Farbe und Geschmack
 


Nach einer Kostprobe der frischen noch warmen Zuckerln hat man das Ge­fühl eine Geschmackswelt explodiere im Mund. Auch die weiteren Schalen mit bunten oder einfarbigen Bon­bons sind sehr einladend und so können sich die Besucher fröhlich durch Minze, Zitrone, Pina Colada und vieles mehr lutschen. Die Farbe sage nichts über die Geschmacksrichtung aus, verrät Gerzsenyi lächelnd, der sich über die positiven Rückmeldungen freut.

Das Angebot von Bonbons und Lutschern sei mit wechselnden Geschmacksrichtungen und Mustern vielfältig und entstehe immer frisch und nur in kleinen Mengen. Durch die Handarbeit ist jedes einzelne Stückchen ein Unikat. Bei der Herstellung zusehen kann jedermann während der Öffnungszeiten. Zu kaufen gibt es die Süßigkeiten in unterschiedlich großen Beuteln, von einigen bis 250 Gramm, mit einer Sorte oder gemischt. Die Preise liegen zwischen 200 und 2.200 Forint. 
Ines Gruber
Cukorka Sweetfabric

Tel.: +36 30 2234223
V. Múzeum körút 7, Patio

www.cukorka.com

Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag 10 bis 19 Uhr
Samstag 10 bis 15 Uhr

Erschienen in der Budapester Zeitung Nr. 50, vom 9.-15. Dezember 2011



TOTHBORI

Designer aus Ungarn – Teil 40
Bori Tóth und ihr Label „TOTHBORI“
„Weiblichkeit mit Raffinesse“

Unweit der Metrostationen Arany János utca und Opera ist in der Hajósi utca der zweistöckige helle und geräumige Laden der Designerin Bori Tóth zu finden. Durch die großen, bis zum Boden reichenden Schaufenster können die Spaziergänger wunderschöne und elegante Abendkleider, klassische Kostüme und farbenfrohe Blusen bestaunen.

Nette Angestellte begrüßen die Kunden beim Eintritt freundlich, fragen nach ihren Wünschen, helfen bei der Auswahl der Größe und tragen die ausgewählten Kleidungsstücke in die Umkleidekabinen, die gepolsterte Sitzecken haben. Die im Geschäft verteilten weißen Sofas laden zum Sitzen und Verweilen ein. Über eine stilvolle Treppe führt die Designerin Bori Tóth Interessierte in den etwas ruhigeren zweiten Stock, wo eine weitere Couchecke bereitsteht. „Hier oben unterhalte ich mich meist mit Kundinnen, die Einzelanfertigungen bestellen“, erzählt sie während sie in die Polster sinkt.

Bilder: TOTHBORI
Glatter Übergang

Die Nähe zur Kunst sei ihr praktisch in die Wiege gelegt worden, sagt sie und fügt erklärend hinzu, dass sie aus einer Künstlerfamilie stamme und immer eine Affinität zu Mode verspürt habe. „Eigentlich habe ich nie etwas anderes gemacht als Kleidung. Es hat mich immer interessiert und gefällt mir bis heute“, versichert Bori. Erst habe sie ihre Puppen eingekleidet, dann sich selbst und später andere. Dank ihrer Schulausbildung an einem künstlerisch ausgerichteten Gymnasium habe sie die Aufnahme an die Universität leicht geschafft und bereits zwei Jahre nach ihrem Abschluss einen eigenen Laden eröffnet.
Dieses erste Atelier unter dem Namen „Toth Bori Studio“ betrieb sie vier Jahre lang. Hier entstand nur Kleidung auf Bestellung. Als sie dann schwanger wurde, entschied sie sich für eine Veränderung. „Dieser Laden hier war bereits in Planung, und so hatte ich ein festes Ziel, auf das ich hinarbeiten konnte“. Das Konzept des neuen Geschäftes zielte auf Konfektionen ab und entstand noch parallel zum Studio. Da sie beschlossen hatte, die Marke als Ganzes auf neue Grundlagen zu stellen, ließ Bori sich Zeit und eröffnete nach einer fast zweijährigen Pause Ende 2009 den jetzigen Laden mit ihrem Label „TOTHBORI“.

Feminin sein

Ihr Stil sei klar: Qualität und Weiblichkeit mit einer Spur Raffinesse. Die Kleidungsstücke bauten auf das klassische Schönheitsideal von Frauen auf, seien immer tragbar und bequem und verstärkten das Selbstbewusstsein der Trägerin. Eine schöne Frau besitzt für Bori die klassischen weiblichen Attribute gepaart mit der Fähigkeit, auch noch Zeit für Familie, Freunde und einen Partner zu haben. „Frauen wollen gefallen, sich selbst und anderen. Dazu sollten sie auch stehen“, meint die Designerin.
Bori verrät, dass ihre Entwürfe nicht unbedingt den Laufstegmodells am besten stehen, sondern Vollblut-Frauen die Größe 38, 40 oder 42 tragen. „Das ist eigentlich ideal, umgekehrt wäre es schlimm“, sagt sie lächelnd. Ihre Kollektionen gingen generell von Größe 34 bis 42, wenn etwas Größeres gefordert werde, bekäme sie ein wenig Bauchschmerzen, denn dann müsse sie eigentlich neu planen und entwerfen. Bis 42, 44 passten die Abnäher und die Form noch, danach müssten Anpassungen vorgenommen werden, damit das Kleidungsstück richtig sitzt. Das sei sehr viel Arbeit.

Kundenwünsche

Pro Jahr entstehen zwei Kollektionen, die aus etwa 70 bis 80 verschiedenen Kleidungsstücken, angefangen von Kleidern über Röcke und Hosen bis hin zu Blazern reichen. Die Zusammensetzung passe sich stets der Nachfrage an. „In letzter Zeit stelle ich fest, dass immer mehr Kleider und Röcke gewünscht werden, deswegen haben wir in der jetzigen Winterkollektion auch nur zwei Hosen“, sagt sie.
Die Inspiration zum Entwerfen von Kleidungsstücken komme von überall her. „Sie findet mich, springt mich einfach an“. Eigentlich sei es meist ein Thema um welches sie dann den Rest aufbaue. Die Farbauswahl, die Form und später auch das Marketing ordneten sich immer diesem zentralen Motto unter. Wichtig sei ihr die hohe Qualität der Stoffe. Die Designerin betont, dass sie in erster Linie Naturfasern verwende. Angesichts der technischen Entwicklung und der steigenden Nachfrage arbeite sie seit einiger Zeit zunehmend mit Mischfasern, diese seien nämlich einfacher zu waschen und verlören weniger die Form.
Kundenkreis

Ihre Käufer seien zum Großteil Ungarinnen um die 30, die fest im Berufsleben stehen oder eine eigenen Firma leiten und ihre Entwürfe quasi als Arbeitskleidung tragen. Dann gäbe es noch die Touristen und Expats und diejenigen, die sich bei ihr Hochzeits-, Abend- oder Ballkleider anfertigen ließen. Obwohl sie auch für letztere Kollektionen entwerfe, wollten die meisten verständlicherweise immer eine Einzelanfertigung. Aber auch bei den Konfektionen nehme sie immer wieder Anpassungen vor. Es gäbe durch die vielen verschiedenen Körperformen selten ein Mittelmaß, das allen passe.

Zukunftspläne


Da ihr Laden in Budapest inzwischen gefestigt sei, sieht sich Bori nun nach Distributoren um, gehe auf Messen und baue sich ein Netzwerk im In- und Ausland auf. „Meine Marke ist noch jung und obwohl ich meine Zukunft in Ungarn sehe, muss ich mich wegen der wirtschaftlichen Lage Richtung Ausland orientieren“, erklärt sie. Außerhalb Ungarns gäbe es eine richtige Designkultur, die Augen seien anders sozialisiert, was heißt, dass Design in dieser Umgebung eine viel größere Chance habe. Deswegen habe sie jetzt auch einen Webshop eingerichtet. Er sei noch in der Testphase, aber sehr wichtig, denn nur so könnten Ausländer weiter bei ihr bestellen, wenn sie in ihre Heimat zurückkehren.
Weitere Läden würde sie gerne in den USA, West oder East Coast, einrichten, weil Amerikaner Qualitätsware aus Europa zu schätzen wüssten. Russland sei für sie auch interessant. Der Stil der Russen, Einfachheit mit etwas Besonderem zu paaren stehe ihr nahe, außerdem würde sie gerne ein noch „jungfräuliches Gebiet“ erschließen.

Ines Gruber
TOTHBORI
Tel.: + 36 1 354 1588
                                Öffnungszeiten:

VI. Hajós utca 25
                                      Montag bis Freitag 11 bis 19 Uhr
www.tothbori.com
                                     Samstag 11 bis 16 Uhr

www.ourstyle.hu

BORI TÓTH machte 2002 nach einem Studienaufenthalt am National College of Dublin ihren Abschluss in Fashiondesign an der Universität für angewandte Kunst in Budapest. Bereits zwei Jahre darauf öffnete sie ihr erstes Atelier unter dem Namen „Toth Bori Studio“, das sie für einen neuen Laden mit einem etwas geänderten Konzept 2009 aufgab. Bori stellt seit 2005 zwei Mal im Jahr ihre neuen Haute Couture Kollektionen im Kiscelli Museum bei einer Modeschau vor, war für den „Fashion designer of the Year“ des ungarischen Fashion Awards nominiert und gewann den Cosmo Grand Prix Award.

Erschienen in der Budapester Zeitung Nr. 50, vom 9.-15. Dezember 2011


Sonntag, 29. Dezember 2013

vidonori

Designer aus Ungarn – Teil 39
Nóri Vidó und ihr Label „vidonori“
„Komisch und Funky“

Bunte, asymmetrische Stühle aus verschiedenen Holzsorten mit Leidenschaft entworfen und von Fachmännern gebaut stehen im hellen Showroom „The Garden Studio“, um Interessierten einen Eindruck von den Kreationen der jungen Designerin Nóri Vidó zu geben. Neben den Holzstühlen entwirft sie auch Tische, Sessel und Sofas, die im Internet betrachtet werden können.

Schüchtern lächelnd wartet Nóri Vidó im „The Garden Studio“ bis Besucher die kurze Treppe in den ersten Stock überwunden haben, um sich ihre Stühle vor Ort anzusehen. „Leider fehlen im Moment wegen Ausstellungen ein paar“, meinte sie bedauernd, erklärt aber sogleich, dass zehn neue Stühle sowie ein Sessel fertig seien und weitere gebaut würden.


 
Bild: Aaron Taylor (1)
Architektin und Designerin



Die Idee zum Entwerfen von Möbelstücken, zumal Stühlen, kam Nóri, als sie ein Haus im Bauhausstil besuchte, das vom Gebäude bis hin zum Interieur von einem Architekten gestaltet worden war. Aufgrund ihres Architekturstudiums, das in Ungarn auch die Innenarchitektur miteinschließt, konnte sie sich gut vorstellen, auch andere Dinge als Gebäude zu entwerfen. Ihr erster Stuhl entstand eigentlich für die Uni, „denn jeder Architekt hat seinen eigenen“, meint sie lachend.
Am Anfang, vor rund sechs Jahren, war das Ganze noch ein Hobby. Nóri wollte eigene Möbel, die sich ihrem Zuhause anpassen und etwas anders sind als der Durchschnitt. Als die Entwürfe sich häuften, kam ihr die Idee, daraus mehr zu machen. Vor einem halben Jahr entstand dann ihre Webseite mit Online-Shop, der von Beginn an darauf ausgelegt war, Ausländer anzuziehen. In der Zwischenzeit habe sie viel gemalt und bei internationalen Designermessen teilgenommen.

Erfolg im Ausland

Bilder: vidonori (4)
Dank der Messen hat sie viele Rück­meldungen aus dem Ausland erhalten. Sie glaubt daher, dass dort ihr potentieller Kundenkreis liegt. Denn handgemachte und einzigartige Möbel liegen im Westen, insbesondere in den USA und Großbritannien, besonders hoch im Kurs. Nóri hofft, dass auch in Ungarn die Nach­frage nach ihren Möbeln steigen werde. Sie schränkt allerdings ein: „Ungarn mögen es gerne einfach, meine asymmetrischen Formen gefallen den meisten nicht. Ich weiß nicht, wo die mangelnde Offenheit der Ungarn herrührt, aber ich erlebe dies auch beim Studium und bei der Arbeit, wenn ich mit anderen Architekten rede“, meint sie nachdenklich.
Ihren eigenen Stil beschreibt die Designerin als „funky und komisch“ und ergänzt, dass ältere ausländische Architekten meinten, dass ihre Kreationen sie an die dreißiger Jahre erinnern würden. Vorbilder habe sie keine. Nur einige Designer, die ihr gefallen. Sie mache jedoch ihr eigenes Ding. Ihre Regeln für das Entwerfen seien einfach: Es müsse am Ende gut aussehen. Natürlich hält sie die Proportionen der Stühle ein, so haben ihre Entwürfe alle die gleichen Maße bei der Sitzfläche und Sitzhöhe. Wichtig ist der Designerin allerdings, dass ihre Entwürfe unverwechselbar und mit Möbelhausprodukten nicht zu vergleichen sind.

Designer und Tischler
 
Das Planen laufe bei ihr über den Computer. Wenn Nóri ein fertiges Bild im Kopf habe, setzt sie sich hin und erstellt ein perfektes dreidimensionales Abbild davon. Durch diese Methode entsteht eine präzise Zeichnung, die dann der Tischler für die Herstellung des Stuhls verwenden kann. Nicht immer seien diese von ihren Ideen begeistert, erzählt sie, denn oft seien ihre Kreationen mit viel Arbeit verbunden. Wie ihr neuester Entwurf: Ein Stuhl, der aus Würfeln bestehe. „Am Ende sehen die Schreiner jedoch, dass sich ihre Arbeit gelohnt hat“, betont die Designerin.
Wie die Entwürfe nach der Fertigstellung aussehen sollen, weiß sie selbst ganz genau. Von Anfang an legt sie Holzart und Farbe fest, bei ihren Sesseln und Sofas auch den Stoff. Das Wichtigste bei den verwendeten Materialen ist für Nóri die Qualität. Sie arbeite neben Vollholzsorten wie Kastanie, Buche und Ebenholz auch mit verschiedenen Furnieren.

Selbstversuche

Zu den bereits entstandenen Stühlen und Sesseln gehören komplette Kollektionen: Ess- und Wohnzimmertische in verschiedenen Größen, für vier bis sechs Personen, und zu den Sesseln die passenden Couchelemente. Außerdem gibt es von einer Art Stuhl mindestens acht verschiedene nach dem selben Konzept, damit der Käufer die Qual der Wahl hat und sich selbst für das für ihn passende Arrangement entscheiden kann. Nóri gibt zwar zu, dass ihre Holzstühle vielleicht nicht die bequemsten seien, aber sie erfüllten den ihnen zugedachten Zweck am Esstisch zu einhundert Prozent. Außerdem habe sie alle Prototypen zu Hause in langen Arbeitsnächten fast 24 Stunden lang getestet und auch das sei kein Problem. Ihr Sessel ist dagegen wunderbar bequem und bringt bei Messen insbesondere Kinderaugen jedes Mal zum strahlen. „Sobald ein Kind meinen Sessel entdeckte, saß es bereits darauf“, sagt Nóri.

Kaufen per Klick



Die Designerin plant, jedes Jahr drei neue Kollektionen in ihren Online-Shop zu stellen. Ideen habe sie zwar sehr viel mehr, jedoch möchte sie nicht alles gleichzeitig auf den Markt bringen. Ein Zukunftstraum von Nóri ist auch das Entwerfen von Porzellan, Besteck und anderen Nutzgegenständen. Ihr bunter Recyclingmülleimer fürs Wohnzimmer stelle da schon einen Anfang dar.
Bestellungen ihrer Möbel können die Käufer ganz einfach über das Internet in ihrem Online-Shop abwickeln, oder sie melden sich bei ihr via Email, um einen Kostenvoranschlag für eine Sonderanfertigung zu bekommen. Nóri stellt klar, dass sie eine Dienstleistung anbiete und deshalb natürlich das Material, der Stoff und die Größe vom Kunden selbst bestimmt werden könnten: „Der Kunde muss si-ch damit wohl fühlen“, sagt sie nachdrücklich.
Ines Gruber


The Garden Studio

V. Városház utca 14.

Tel.: +36 30 259 3511
www.thegardenstudio.hu
www.vidonori.com

NÓRI VIDÓ studiert an der Technischen Hochschule in Budapest Architektur und schloss 2005 einen Kurs in Fotografie ab. Sie arbeitete in der Hauptstadt bereits als Fotografin für subculture.hu und Népszabadság und in verschiedenen Architekturbüros. Im Moment entwirft sie bei einer großen Holzverarbeitungsfabrik Türen. Nóri gründete 2005 ihr Möbellabel „vidonori“, mit dem sie bei Designmessen unterwegs und seit diesem Jahr auch im Internet präsent ist. Seit 2007 schreibt sie auch einen Gastroblog.

Erschienen in der Budapester Zeitung Nr. 49, vom 2.-8. Dezember 2011


Samstag, 28. Dezember 2013

konsanszky

Designer aus Ungarn – Teil 38
Dóra Konsánszky und ihr Label „konsanszky“

Das gewisse Etwas

Unweit der großen Synagoge kommt man auf dem Károly körút an einem schönen, alten Gebäude vorbei, das im ersten Stock den Showroom der Designerin Dóra Konsánszky beherbergt. Mehrere Räume mit Kleiderstangen voller Kreationen in gedeckten Farben und voller überraschender Details warten hier in entspannter Umgebung auf Modebewusste und probierfreudige Damen.

 Bild: Aaron Taylor (1)
Etwas müde öffnet Dóra Konsánszky die Tür ihres angenehm warmen Showrooms und bietet neben einem bequemen Sitzplatz auf der einladenden Coach eine heiße Tasse Kaffee an. „Das machen wir auch mit unseren Kunden so“, sagt sie lächelnd und fügt hinzu, dass ein persönliches Gespräch und Beratung bei ihr immer dazu gehörten.
Es sei manchmal schwierig, die Käufer in den Showroom zu locken, ergänzt sie. Wer sich jedoch einmal daran gewöhnt habe, käme gerne wieder. Nachdenklich meint Dóra, dass vielleicht ein Laden, der allgemein zugänglich sei, einfacher und besser wäre, da sich viele im Showroom beobachtet fühlten und dächten sie müssten unbedingt etwas kaufen. Dem sei jedoch nicht so: „Hier kann eine Kundin auch 20 Kleidungsstücke anprobieren, ohne schief angeschaut zu werden. Außerdem führt unsere Beratung auch dazu, dass oft Kleider anprobiert werden, die vorteilhaft sind, der Käuferin aber nie in den Sinn gekommen wären“.

www.vincebarati.com (5) 
Kleider machen Leute



Ihren Weg zum Design fand Dóra eigentlich ganz leicht. Sie interessierte sich schon immer für  dieses Metier und war fasziniert von der Auswirkung der Mode auf den Träger, also wie Kleidung die Person und Persönlichkeit beeinflussen kann. Deshalb wollte sie zuerst Kostümbildnerin werden. Oder vielleicht doch Architektur studieren, was sie ebenfalls ganz spannend fand. Als Dóra dann an die Universität für angewandte Kunst kam, war die Sache entschieden. „Ich hatte dann das Glück, im Ausland studieren zu können“, beschreibt sie und meint nachdrücklich, dass die andere Kultur und Lebensweise in Paris sie in ihrem Werdegang und ihrer Arbeit sehr beeinflusst hätten.




Kompliziert, aber bekannt



Einige Jahre nach ihrem Abschluss gründete sie 2006 ihre Firma und ihr Label „konsanszky“. Sie ist die einzige Designerin, wird jedoch von vielen internen und externen Mitarbeitern und Freunden unterstützt, die das Projekt auch mit am Leben erhalten. „Ich habe zum Glück Menschen gefunden, mit denen ich gut und ohne viele Worte zusammenarbeiten kann und welche die Botschaften meiner Mode transportieren“, betont sie.
Der Label-Name sei für Ausländer manchmal kompliziert auszusprechen, sie hätte deshalb schon daran gedacht, ihn zu ändern, gibt Dóra zu. „Als ich mich dafür entschieden habe, wusste ich durch meine Jahre in Paris, dass die Franzosen meinen Namen ohne weiteres aussprechen können, mit den Deutschen oder Engländern, die mehr Schwierigkeiten haben, hatte ich nicht gerechnet“, meint die Designerin. Inzwischen sei ihr Label aber so bekannt, dass sie dabei bleibe.

Knitterfrei und angenehm

Bei ihren Entwürfen legt die Designerin auf dreidimensionale Schnittführung und französisches Mieder Wert, die sie im Detail in Paris studiert hat. „Mein Design soll eine Dualität von Struktur und Weiblichkeit sein, eine zarte Mischung aus Design und französischer Couture“. Gleichzeitig haben die Stücke auch immer eine besondere Note, die sie neben dem klassischen und diskreten Stil zu Designerkreationen werden lassen. Tragbar bleiben sie jedoch trotzdem. Auch beim Stoff achtet Dóra auf Bequemlichkeit und nutzt zum großen Teil natürliche Fasern, die nicht zu sehr verknittern. „Alles was angenehm für das Auge und die Hand ist, benutze ich gerne, beispielsweise Seide, Wolle, Baumwolle oder Viskose“, meint sie und fügt hinzu, dass sie auch gerne mit matt und glänzend spielt.


Kundenrückmeldungen



Bei der Planung hat sich die Designerin schon an die internationalen Standards gewöhnt, die immer ein bis zwei Saisonen vorarbeiten. Im Moment sei sie an der Winterkollektion für 2012 dran. Pro Kollektion entstehen meist 25 Kreationen, von denen ein Viertel High End, also etwas exklusiver und teurer und der Rest etwas günstiger zu erstehen sind. Die Designerin achtet auch auf die Rückmeldung von Kritikern und Käufern aus den früheren Saisonen und passt ihre neuen Ideen diesen immer ein wenig an. So bestünden ihre Kollektionen auch oft aus schwarz-weiß, weil das gefragt sei und die meisten Käufer nicht den Mut zu Farben hätten, was Dóra sehr bedauert.

Kreative Prozesse

Beim Entwerfen hat sie unterschiedliche Inspirationsquellen: Rückmeldungen, kommende Trends, klassische Evergreens, unterwegs Aufgeschnapptes und nicht zuletzt die Musik. Insbesondere letzteres sei beim Zeichnen von Entwürfen wichtig. „Ich höre von Jazz, Rock, Punk und alternativer Musik bis hin zu Klassik alles. Im Moment ist es Purcell, der mich gefangen hält“, erzählt sie.
Die meisten Kleidungsstücke im Showroom seien Größe 36 und 38, aber einige Stücke, die erfolgversprechend sind, stelle sie auch in größeren Größen bis 42 her. Im Showroom können neben der jeweils neuen Kollektion auch die alten anprobiert und natürlich bestellt werden. „Wir ändern Größe, Farbe und manchmal auch den Stoff. Jedoch sagen wir auch ehrlich, wenn ein Modell zum Beispiel in Größe 50 nicht mehr gut aussieht und stellen es dann auch nicht her“, betont Dóra. Besonders bei Röcken sei die Länge wichtig, viele Frauen wüssten nicht wie sehr dass ihr Aussehen verändere.

Zeitmangel

Für die Zukunft wünscht sich die Designerin mehr Zeit, um sich auch mit ihren beiden anderen Linien, Männermode und Schuhe, neben der Frauenlinie ausreichend beschäftigen zu können. Ihre ersten Versuche damit seien positiv aufgenommen worden, nur schaffe sie das im Moment noch nicht allein. Auch der Gedanke einen Laden in Budapest allein oder mit anderen Designern zu eröffnen sei ihr schon gekommen. Neben Ungarn verkaufe sie ihre Kreationen auch in Italien, den USA und Kuwait, im Moment suche sie in Europa noch nach vertrauenswürdigen Distributoren.
Einen Online-Shop lehnt Dóra dagegen ab. Sie siehe es als gute Möglichkeit und es gäbe auch Län­der wie die USA und Japan, wo das gut funktioniere, aber in Ungarn sehe sie noch keinen Markt dafür. Außerdem falle damit der persönliche Kontakt weg, ganz zu schweigen davon, dass die Kunden die Kleidungsstücke so nicht anprobieren könnten. Das wolle sie nicht.


Ines Gruber
Showroom Budapest

Geöffnet: Auf Anfrage

VII. Károly Körút 3/c. I./1.

Tel: +36 30 242 1014

www.konsanszky.com

Shop Combinat

MuseumsQuartier

Quartier 21 / MQ, Wien

Tel.: +43 1 236 0596

www.combinat.at
Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 12 bis 19 Uhr


DÓRA KONSÁNSZKY studierte an der Universität für angewandte Kunst in Budapest und der Les Écoles de la Chambre Syndicale de la Couture Parisienne in Paris wo sie 1990 ihren Abschluss als Fashion Designerin machte. Nach ihrer Studienzeit bekam sie die Möglichkeit, ein sechsmonatiges Praktikum bei Nina Ricci mit jeweils einer Woche bei Dior und Lanvin zu absolvieren. Ihre berufliche Karriere führte sie jedoch zurück nach Ungarn, wo sie 2006 anfing, ihr Label aufzubauen. Konsánszky nimmt regelmäßig an Fashionweeks in Paris, Düsseldorf und Wien teil, gewann den Fashion Awards Hungary Preis für den besten Fashion Designer in den Jahren 2006 und 2008 und dieses Jahr den zweiten Preis beim HG.Hu Design Awards.

Erschienen in der Budapester Zeitung Nr. 48, vom 25. November – 1. Dezember 2011