Designer aus Ungarn – Teil 41
Tamás Náray und sein Label „NARAY TAMAS“
„Klassisch und zeitlos“
Nur wenige Meter von der Oper entfernt
befindet sich das helle und moderne Atelier des Designers Tamás Náray. An den Wänden
hängen aufgereiht wunderschöne Abendkleider, Roben, Cocktailkleider und Kostüme
in vielen Farben und Formen, die verzaubern und zum Träumen anregen.
Der Designer Tamás Naray lebt seinen Stil: klassisch und zeitlos.
Mit etwas Verspätung betritt der Designer
das Atelier. Er grüßt herzlich und lädt sogleich in sein Arbeitszimmer, weil es
dort viel ruhiger sei. „Ich bin so viel unterwegs, dass mein Terminkalender
immer voll ist“, meint er entschuldigend, nimmt sich aber trotzdem die Zeit, um
ein paar Fragen in Ruhe zu beantworten.
![]() |
Bild: Aaron Taylor (1) |
Spielsüchtig
Náray erzählt,
dass ihn Mode immer schon interessiert habe. Nicht so sehr die Kleidungsstücke
an sich, sondern der Gesichtspunkt des Stils und wie viele unterschiedliche
Facetten damit erschaffen und geschaffen werden können. Außerdem fand er auch
die Tatsache spannend, dass Menschen durch das Tragen von Kleidung auch ihre
eigenen Persönlichkeiten und ihr Auftreten neu definieren können. Aber es sei
natürlich auch wichtig, seinen eigenen Stil in der heutigen schnelllebigen Zeit
zu finden, mit dem man unverwechselbar sei. Dies gelte insbesondere für
Designer.

Pro Jahr
entstehen meist vier Kollektionen, zwei große für Frühling/Sommer und
Herbst/Winter und zwei kleinere im Januar und August, die Mode für den Übergang
beinhalten. Dazu käme noch die Haute Couture Kollektion, die für ein ganzes
Jahr gilt, jedoch zweigeteilt erscheint. Bei Letzterem könne er sich ausleben,
mit den Stoffen und Schnitten spielen und wunderschöne Kleider erschaffen.
Insgesamt
seien es zumeist so zwischen 100 bis 120 verschiedene Entwürfe pro Kollektion,
die sich um ein zentrales Thema rankten. „Ich übertreibe es oft. Wenn die
ersten 60 Kreationen bereits fertig und genäht sind, fallen mir meist noch mal
60 ein“, sagt Náray lächelnd. Von diesen vielen Ideen käme dann am Ende etwa
ein Drittel in den Laden.
Jede Größe
![]() |
Bilder: Tamás Náray |
Die
Inspiration für die Entwürfe käme aus seiner inneren Kreativität, erklärt Náray.
„Jeder gute Designer sollte auch ohne äußere Einflüsse in der Lage sein, Mode
zu entwerfen“, betont er und fügt hinzu, dass er immer das zeichne was er sich
denke. Jedoch besäßen seine Kreationen starke stilistische Merkmale, die sich
durch alle Kollektionen zögen und deswegen einen hohen Erkennungswert hätten.
Genau das sei ja auch das Ziel. Denn so könnten sich seine Kunden damit
identifizieren.
Von den Käufern
kenne er heute leider nur noch wenige. Persönlichen Kontakt habe er nur noch zu
seiner Stammkundschaft, die seit Jahren bei ihm einkaufe. Er sei einfach zu
beschäftigt. Seine Klientel sei sehr unterschiedlich, dies treffe auf Alter,
Aussehen und Geldbeutel gleichermaßen zu. Einige kauften nur ein-zwei Stücke,
andere regelmäßig und viel. Sein Atelier werde auch von vielen Ausländerinnen
besucht. Im Laden gäbe es drei Standardgrößen, 36 bis 40, allerdings könnten
die entsprechenden Kleider auf Wunsch vergrößert werden. Mode stelle „das kleine
und schlanke“ in den Mittelpunkt, sagt Náray schulterzuckend, betont jedoch,
dass er auch Käufer habe, die größere Größen benötigten und die zu guten
Freunden geworden seien, da er sie öfter treffe und ihre Begeisterung für seine
Kleider schätze. Bei der Anfertigung von allem über Größe 40 gäbe es zwei Möglichkeiten:
entweder Konfektionsgröße oder minimale Anpassungen des Modestücks bei
wiederkehrenden Kunden.
Kundschaft
Einzelanfertigungen
seien bei ihm sehr teuer geworden, denn seine Zeit sei knapp bemessen.
Allerdings gäbe es noch Ausnahmen für alte Stammkunden. Während des Interviews probiert
eine junge Frau ihr halbfertiges Kleid an, sie schwärmt mit strahlenden Augen
vom Designer: Die Kreation sei wunderschön und unglaublich bequem, sagt sie,
aus diesem Grund sei sie seit Jahren der Marke „NARAY TAMAS“ treu. Seine Mode
mache schön und selbstbewusst und sie fühle sich darin immer als Frau. Der
Designer steht lächelnd daneben und erklärt, dass ein wenig Erotik dazugehöre,
jedoch müsse auf das Maß geachtet werden. Deswegen seien seine Entwürfe
klassisch und zeitlos.
Dubai, Berlin

Lebensweg
Náray hat im
Verlauf seiner Laufbahn als Designer Vieles gelernt. Fleiß, Durchhaltevermögen
und Opfer seien das Geheimnis seines Erfolgs. „Ich weiß nicht, ob ich Talent
habe, denn man sieht sich selbst immer anders und über Geschmack lässt sich bekanntlich
streiten, aber man muss lieben, was man tut. Sonst kommt man im Beruf und auch
im Leben nicht weiter.“ Neben seiner Arbeit als Modedesigner studiere er jetzt
Astrologie und Sternenkunde an der Universität. Um seine spirituelle Seite zu
entdecken und zu formen, wie er sagt. Er suche nach dem Sinn des Lebens. Wie er
dafür noch Zeit findet? Lachend meint er: „Ich habe für alles Zeit, nur muss
man manchmal auf mich warten.“
Ines Gruber
Atelier Budapest
Geöffnet:
Tel.: +36 1 266 247
Montag bis Freitag 11 bis 19 Uhr
VI. Hajósi utca 17
Samstag 11 bis 14 Uhr
Atelier Berlin
Geöffnet:
Tel.: +49 30 88627370 Dienstag, Mittwoch und Freitag
14 bis 18 Uhr
Kurfürstendamm 213
Donnerstag 10 bis 14 Uhr
10719 Berlin
Samstag 11 bis 15 Uhr
www.naraytamas.hu
TAMÁS NÁRAY schloss Ausbildungen
in Handel und Außenhandel in Budapest ab und machte dann seinen Abschluss als
Fashiondesigner an der Académie de l’Art de Mode Paris. Er arbeitete als
Stylist bei internationalen Filmproduktionen, ungarischen Fernsehserien und
Shows wie X-Faktor und stattete als Kostümbildner Opernaufführungen aus. Außerdem
bringt Náray drei- bis viermal im Jahr eine neue Kollektion raus, die er bei
Fashionshows vorstellt. Sein erstes Geschäft in Ungarn eröffnete er 2001, das
in Berlin folgte 2011. Im Zuge seiner bisherigen Laufbahn bekam er mehrere
Preise, darunter den für den „Designer des ungarischen Opernfestivals“.
Erschienen in
der Budapester Zeitung Nr. 51-52, vom 16. Dezember 2011 - 5. Januar 2012