Dienstag, 31. Dezember 2013

Náray

Designer aus Ungarn – Teil 41
Tamás Náray und sein Label „NARAY TAMAS“
„Klassisch und zeitlos“

Nur wenige Meter von der Oper entfernt befindet sich das helle und moderne Atelier des Designers Tamás Náray. An den Wänden hängen aufgereiht wunderschöne Abendkleider, Roben, Cocktailkleider und Kostüme in vielen Farben und Formen, die verzaubern und zum Träumen anregen.  

Der Designer Tamás Naray lebt seinen Stil: klassisch und zeitlos.

Mit etwas Verspätung betritt der Designer das Atelier. Er grüßt herzlich und lädt sogleich in sein Arbeitszimmer, weil es dort viel ruhiger sei. „Ich bin so viel unterwegs, dass mein Terminkalender immer voll ist“, meint er entschuldigend, nimmt sich aber trotzdem die Zeit, um ein paar Fragen in Ruhe zu beantworten.
Bild: Aaron Taylor (1)
Spielsüchtig



Náray erzählt, dass ihn Mode immer schon interessiert habe. Nicht so sehr die Kleidungsstücke an sich, sondern der Gesichtspunkt des Stils und wie viele unterschiedliche Facetten damit erschaffen und geschaffen werden können. Außerdem fand er auch die Tatsache spannend, dass Menschen durch das Tragen von Kleidung auch ihre eigenen Persönlichkeiten und ihr Auftreten neu definieren können. Aber es sei natürlich auch wichtig, seinen eigenen Stil in der heutigen schnelllebigen Zeit zu finden, mit dem man unverwechselbar sei. Dies gelte insbesondere für Designer.

Seinen eigenen Stil beschreibt Náray selbst als klassisch verbunden mit französischer Leichtigkeit, Feinheit und Eleganz. Er möge nicht nur die einfachen, schlichten Formen, sondern könne auch den verschnörkelten und verzierten Variationen einiges abgewinnen. „Mode ist ein Spiel, und das spiegelt sich auch in meinen Kreationen wieder“, so der Designer.
Pro Jahr entstehen meist vier Kollektionen, zwei große für Frühling/Sommer und Herbst/Winter und zwei kleinere im Januar und August, die Mode für den Übergang beinhalten. Dazu käme noch die Haute Couture Kollektion, die für ein ganzes Jahr gilt, jedoch zweigeteilt erscheint. Bei Letzterem könne er sich ausleben, mit den Stoffen und Schnitten spielen und wunderschöne Kleider erschaffen.

Insgesamt seien es zumeist so zwischen 100 bis 120 verschiedene Entwürfe pro Kollektion, die sich um ein zentrales Thema rankten. „Ich übertreibe es oft. Wenn die ersten 60 Kreationen bereits fertig und genäht sind, fallen mir meist noch mal 60 ein“, sagt Náray lächelnd. Von diesen vielen Ideen käme dann am Ende etwa ein Drittel in den Laden.

Jede Größe



Bilder: Tamás Náray
Die Inspiration für die Entwürfe käme aus seiner inneren Kreativität, erklärt Náray. „Jeder gute Designer sollte auch ohne äußere Einflüsse in der Lage sein, Mode zu entwerfen“, betont er und fügt hinzu, dass er immer das zeichne was er sich denke. Jedoch besäßen seine Kreationen starke stilistische Merkmale, die sich durch alle Kollektionen zögen und deswegen einen hohen Erkennungswert hätten. Genau das sei ja auch das Ziel. Denn so könnten sich seine Kunden damit identifizieren.

Von den Käufern kenne er heute leider nur noch wenige. Persönlichen Kontakt habe er nur noch zu seiner Stammkundschaft, die seit Jahren bei ihm einkaufe. Er sei einfach zu beschäftigt. Seine Klientel sei sehr unterschiedlich, dies treffe auf Alter, Aussehen und Geldbeutel gleichermaßen zu. Einige kauften nur ein-zwei Stücke, andere regelmäßig und viel. Sein Atelier werde auch von vielen Ausländerinnen besucht. Im Laden gäbe es drei Standardgrößen, 36 bis 40, allerdings könnten die entsprechenden Kleider auf Wunsch vergrößert werden. Mode stelle „das kleine und schlanke“ in den Mittelpunkt, sagt Náray schulterzuckend, betont jedoch, dass er auch Käufer habe, die größere Größen benötigten und die zu guten Freunden geworden seien, da er sie öfter treffe und ihre Begeisterung für seine Kleider schätze. Bei der Anfertigung von allem über Größe 40 gäbe es zwei Möglichkeiten: entweder Konfektionsgröße oder minimale Anpassungen des Modestücks bei wiederkehrenden Kunden. 

Kundschaft



Einzelanfertigungen seien bei ihm sehr teuer geworden, denn seine Zeit sei knapp bemessen. Allerdings gäbe es noch Ausnahmen für alte Stammkunden. Während des Interviews probiert eine junge Frau ihr halbfertiges Kleid an, sie schwärmt mit strahlenden Augen vom Designer: Die Kreation sei wunderschön und unglaublich bequem, sagt sie, aus diesem Grund sei sie seit Jahren der Marke „NARAY TAMAS“ treu. Seine Mode mache schön und selbstbewusst und sie fühle sich darin immer als Frau. Der Designer steht lächelnd daneben und erklärt, dass ein wenig Erotik dazugehöre, jedoch müsse auf das Maß geachtet werden. Deswegen seien seine Entwürfe klassisch und zeitlos.


Dubai, Berlin



Seinen ersten Laden eröffnete Náray 2001 im Ybl Palast und zog acht Jahre später wegen Bauarbeiten in die Nähe der Andrássy út um. Bereits früh habe er sich mit dem Export von „NARAY TAMAS“ ins Ausland befasst und seine Kollektionen an ein Multibrand-Geschäft in Dubai geliefert. In diesem Dezember folgte dann die Eröffnung seines Ladens in Berlin auf dem Kurfürstendamm. Hier gäbe es jedoch keine Kollektionen, sondern nur Couture. Berlin sei eine großartige Stadt. „Die Hauptstadt Europas: weltoffen, neugierig, frei und voller Leben.“ Die Menschen dort machten regelrecht Jagd auf Neues, sie achteten auf Kleinigkeiten und wüssten Designer zu schätzen. Sein nächstes Ziel sei im Frühjahr ein Geschäft in Barcelona.

Lebensweg



Náray hat im Verlauf seiner Laufbahn als Designer Vieles gelernt. Fleiß, Durchhaltevermögen und Opfer seien das Geheimnis seines Erfolgs. „Ich weiß nicht, ob ich Talent habe, denn man sieht sich selbst immer anders und über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, aber man muss lieben, was man tut. Sonst kommt man im Beruf und auch im Leben nicht weiter.“ Neben seiner Arbeit als Modedesigner studiere er jetzt Astrologie und Sternenkunde an der Universität. Um seine spirituelle Seite zu entdecken und zu formen, wie er sagt. Er suche nach dem Sinn des Lebens. Wie er dafür noch Zeit findet? Lachend meint er: „Ich habe für alles Zeit, nur muss man manchmal auf mich warten.“
Ines Gruber

Atelier Budapest
                                     Geöffnet:
Tel.: +36 1 266 247
                                   Montag bis Freitag 11 bis 19 Uhr

VI. Hajósi utca 17
 
                                    Samstag 11 bis 14 Uhr

Atelier Berlin
                                           Geöffnet:
Tel.: +49 30 88627370                              Dienstag, Mittwoch und Freitag
14 bis 18 Uhr
Kurfürstendamm 213
                                Donnerstag 10 bis 14 Uhr

10719 Berlin
                                             Samstag 11 bis 15 Uhr

www.naraytamas.hu

TAMÁS NÁRAY schloss Ausbildungen in Handel und Außenhandel in Budapest ab und machte dann seinen Abschluss als Fashiondesigner an der Académie de l’Art de Mode Paris. Er arbeitete als Stylist bei internationalen Filmproduktionen, ungarischen Fernsehserien und Shows wie X-Faktor und stattete als Kostümbildner Opernaufführungen aus. Außerdem bringt Náray drei- bis viermal im Jahr eine neue Kollektion raus, die er bei Fashionshows vorstellt. Sein erstes Geschäft in Ungarn eröffnete er 2001, das in Berlin folgte 2011. Im Zuge seiner bisherigen Laufbahn bekam er mehrere Preise, darunter den für den „Designer des ungarischen Opernfestivals“.

Erschienen in der Budapester Zeitung Nr. 51-52, vom 16. Dezember 2011 - 5. Januar 2012


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