Designer aus Ungarn – Teil 38
Dóra Konsánszky und ihr Label „konsanszky“
Das gewisse Etwas
Unweit der großen Synagoge kommt man auf
dem Károly körút an einem schönen, alten Gebäude vorbei, das im ersten Stock
den Showroom der Designerin Dóra Konsánszky beherbergt. Mehrere Räume mit
Kleiderstangen voller Kreationen in gedeckten Farben und voller überraschender
Details warten hier in entspannter Umgebung auf Modebewusste und
probierfreudige Damen.
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Bild: Aaron Taylor (1) |
Etwas müde öffnet
Dóra Konsánszky die Tür ihres angenehm warmen Showrooms und bietet neben einem
bequemen Sitzplatz auf der einladenden Coach eine heiße Tasse Kaffee an. „Das
machen wir auch mit unseren Kunden so“, sagt sie lächelnd und fügt hinzu, dass
ein persönliches Gespräch und Beratung bei ihr immer dazu gehörten.
Es sei
manchmal schwierig, die Käufer in den Showroom zu locken, ergänzt sie. Wer sich
jedoch einmal daran gewöhnt habe, käme gerne wieder. Nachdenklich meint Dóra,
dass vielleicht ein Laden, der allgemein zugänglich sei, einfacher und besser wäre,
da sich viele im Showroom beobachtet fühlten und dächten sie müssten unbedingt
etwas kaufen. Dem sei jedoch nicht so: „Hier kann eine Kundin auch 20
Kleidungsstücke anprobieren, ohne schief angeschaut zu werden. Außerdem führt
unsere Beratung auch dazu, dass oft Kleider anprobiert werden, die vorteilhaft
sind, der Käuferin aber nie in den Sinn gekommen wären“.
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www.vincebarati.com (5)
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Kleider machen Leute
Ihren Weg zum
Design fand Dóra eigentlich ganz leicht. Sie interessierte sich schon immer für
dieses Metier und war fasziniert von der Auswirkung der Mode auf den Träger,
also wie Kleidung die Person und Persönlichkeit beeinflussen kann. Deshalb
wollte sie zuerst Kostümbildnerin werden. Oder vielleicht doch Architektur
studieren, was sie ebenfalls ganz spannend fand. Als Dóra dann an die Universität
für angewandte Kunst kam, war die Sache entschieden. „Ich hatte dann das Glück,
im Ausland studieren zu können“, beschreibt sie und meint nachdrücklich, dass
die andere Kultur und Lebensweise in Paris sie in ihrem Werdegang und ihrer
Arbeit sehr beeinflusst hätten.
Kompliziert, aber bekannt
Einige Jahre
nach ihrem Abschluss gründete sie 2006 ihre Firma und ihr Label „konsanszky“.
Sie ist die einzige Designerin, wird jedoch von vielen internen und externen
Mitarbeitern und Freunden unterstützt, die das Projekt auch mit am Leben
erhalten. „Ich habe zum Glück Menschen gefunden, mit denen ich gut und ohne
viele Worte zusammenarbeiten kann und welche die Botschaften meiner Mode
transportieren“, betont sie.
Der Label-Name sei für Ausländer manchmal
kompliziert auszusprechen, sie hätte deshalb schon daran gedacht, ihn zu ändern,
gibt Dóra zu. „Als ich mich dafür entschieden habe, wusste ich durch meine
Jahre in Paris, dass die Franzosen meinen Namen ohne weiteres aussprechen können,
mit den Deutschen oder Engländern, die mehr Schwierigkeiten haben, hatte ich
nicht gerechnet“, meint die Designerin. Inzwischen sei ihr Label aber so
bekannt, dass sie dabei bleibe.
Bei ihren
Entwürfen legt die Designerin auf dreidimensionale Schnittführung und französisches
Mieder Wert, die sie im Detail in Paris studiert hat. „Mein Design soll eine
Dualität von Struktur und Weiblichkeit sein, eine zarte Mischung aus Design und
französischer Couture“. Gleichzeitig haben die Stücke auch immer eine besondere
Note, die sie neben dem klassischen und diskreten Stil zu Designerkreationen
werden lassen. Tragbar bleiben sie jedoch trotzdem. Auch beim Stoff achtet Dóra
auf Bequemlichkeit und nutzt zum großen Teil natürliche Fasern, die nicht zu
sehr verknittern. „Alles was angenehm für das Auge und die Hand ist, benutze
ich gerne, beispielsweise Seide, Wolle, Baumwolle oder Viskose“, meint sie und
fügt hinzu, dass sie auch gerne mit matt und glänzend spielt.
Kundenrückmeldungen
Bei der
Planung hat sich die Designerin schon an die internationalen Standards gewöhnt,
die immer ein bis zwei Saisonen vorarbeiten. Im Moment sei sie an der
Winterkollektion für 2012 dran. Pro Kollektion entstehen meist 25 Kreationen,
von denen ein Viertel High End, also etwas exklusiver und teurer und der Rest
etwas günstiger zu erstehen sind. Die Designerin achtet auch auf die Rückmeldung
von Kritikern und Käufern aus den früheren Saisonen und passt ihre neuen Ideen
diesen immer ein wenig an. So bestünden ihre Kollektionen auch oft aus
schwarz-weiß, weil das gefragt sei und die meisten Käufer nicht den Mut zu
Farben hätten, was Dóra sehr bedauert.
Kreative Prozesse
Beim
Entwerfen hat sie unterschiedliche Inspirationsquellen: Rückmeldungen, kommende
Trends, klassische Evergreens, unterwegs Aufgeschnapptes und nicht zuletzt die
Musik. Insbesondere letzteres sei beim Zeichnen von Entwürfen wichtig. „Ich höre
von Jazz, Rock, Punk und alternativer Musik bis hin zu Klassik alles. Im Moment
ist es Purcell, der mich gefangen hält“, erzählt sie.
Die meisten Kleidungsstücke
im Showroom seien Größe 36 und 38, aber einige Stücke, die erfolgversprechend
sind, stelle sie auch in größeren Größen bis 42 her. Im Showroom können neben
der jeweils neuen Kollektion auch die alten anprobiert und natürlich bestellt
werden. „Wir ändern Größe, Farbe und manchmal auch den Stoff. Jedoch sagen wir
auch ehrlich, wenn ein Modell zum Beispiel in Größe 50 nicht mehr gut aussieht
und stellen es dann auch nicht her“, betont Dóra. Besonders bei Röcken sei die
Länge wichtig, viele Frauen wüssten nicht wie sehr dass ihr Aussehen verändere.
Für die
Zukunft wünscht sich die Designerin mehr Zeit, um sich auch mit ihren beiden
anderen Linien, Männermode und Schuhe, neben der Frauenlinie ausreichend beschäftigen
zu können. Ihre ersten Versuche damit seien positiv aufgenommen worden, nur schaffe
sie das im Moment noch nicht allein. Auch der Gedanke einen Laden in Budapest
allein oder mit anderen Designern zu eröffnen sei ihr schon gekommen. Neben
Ungarn verkaufe sie ihre Kreationen auch in Italien, den USA und Kuwait, im
Moment suche sie in Europa noch nach vertrauenswürdigen Distributoren.
Einen
Online-Shop lehnt Dóra dagegen ab. Sie siehe es als gute Möglichkeit und es gäbe
auch Länder wie die USA und Japan, wo das gut funktioniere, aber in Ungarn
sehe sie noch keinen Markt dafür. Außerdem falle damit der persönliche Kontakt
weg, ganz zu schweigen davon, dass die Kunden die Kleidungsstücke so nicht
anprobieren könnten. Das wolle sie nicht.
Ines Gruber
Showroom Budapest
Geöffnet: Auf Anfrage
VII. Károly Körút 3/c. I./1.
Tel: +36 30 242 1014
www.konsanszky.com
Shop Combinat
MuseumsQuartier
Quartier 21 / MQ, Wien
Tel.: +43 1 236 0596
www.combinat.at
Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 12 bis 19 Uhr
DÓRA KONSÁNSZKY studierte an der Universität für angewandte
Kunst in Budapest und der Les Écoles de la Chambre Syndicale de la Couture
Parisienne in Paris wo sie 1990 ihren Abschluss als Fashion Designerin machte.
Nach ihrer Studienzeit bekam sie die Möglichkeit, ein sechsmonatiges Praktikum
bei Nina Ricci mit jeweils einer Woche bei Dior und Lanvin zu absolvieren. Ihre
berufliche Karriere führte sie jedoch zurück nach Ungarn, wo sie 2006 anfing,
ihr Label aufzubauen. Konsánszky nimmt regelmäßig an Fashionweeks in Paris, Düsseldorf
und Wien teil, gewann den Fashion Awards Hungary Preis für den besten Fashion
Designer in den Jahren 2006 und 2008 und dieses Jahr den zweiten Preis beim
HG.Hu Design Awards.
Erschienen in
der Budapester Zeitung Nr. 48, vom 25. November – 1. Dezember 2011
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