Designer aus Ungarn –Teil 18
Designerin Bernadett Pallai, ihr Laden
Fregoli und ihr Label „aquanauta”
„Die Kunden spüren das Herzblut,
das in der Arbeit steckt“
das in der Arbeit steckt“
Mitten im Herzen des V. Bezirks liegen
zwischen dem Ferenciek tér und Kálvin tér verstreut viele kleine Läden
aufstrebender ungarischer Designer. Der Laden Fregoli der Designerin Bernadett
Pallai ist einer davon. Ein großes, bis auf den Boden reichendes, doppeltes
Ladenfenster, eine Tür und ein Fahrrad über dem Eingang weisen den Weg in das
kleine, originell eingerichtete Geschäft, in dem modisch-klassische und
weibliche Kleidung für Sie und zeitlose, schlichte, aber trotzdem mit ein wenig
Design versehene Stücke für Ihn zu finden sind.
![]() |
Bilder: Aaron Taylor (2) |
Seinen Anfang
nahm das Label „aquanauta“ 1999, als sich Pallai mit einer Gruppe von
Studienkollegen dazu entschloss, an einem Wettbewerb teilzunehmen, der es ihnen
erlaubte, ihre Kleidung bei einer Modenschau vorzustellen. Das Motto der Show
war „Wasserscheide“, was die Gruppe dazu inspirierte ihre Kollektion „aquanauta“
zu nennen. Mit ihrer Arbeit gewannen sie den Preis für die kreativste
Kollektion, und das Interesse der Journalisten war geweckt. Nachdem sich diese
in ihren Berichten über die Gruppe stets auf den Namen der Kollektion beriefen,
„blieb der Name einfach an uns hängen“ sagt Pallai lächelnd. Die Zusammenarbeit
fand ab 2001 dann in Form einer Firma statt, die seit 2007 der Designerin
allein gehört. Die Trennung der Mitglieder erfolgte allerdings aus einem ganz
bestimmten Grund: Die Mitbegründer des WAMP Designmarktes mussten sich entscheiden,
wofür sie ihre Zeit aufwenden wollten und konnten. „Wir wollten 2006 einen
Markt, ähnlich wie den Spitalfield Markt in London gründen, auf dem sich junge
Designer vorstellen können. So entstand das WAMP“, erklärt Pallai, die sich
allerdings für das Entwerfen von Mode entschieden hat. Sie nimmt jedoch an
jedem WAMP teil, wenn sie in Ungarn ist.
Planung und Ausführung
Heute ist sie
der einzige kreative Kopf im Unternehmen und wird von einem kleinen, aber
feinen Team aus zwei Schneiderinnen und ihrem Geschäftsführer unterstützt. Wenn
die Arbeit sehr viel wird, springen außerdem noch zwei weitere Schneiderinnen
ein. Die Kollektionen entstehen in ihrem Kopf: „Erst überlege ich mir mit
welchen Farben ich arbeiten will, dann lege ich fest wie viele verschiedene
Hosen, Röcke und Jacken ich brauche. Zum Schluss verbinde ich meine Vorstellungen
mit Wünschen der Kunden und den Stoffen.“ Nicht immer überzeugen die Entwürfe,
die ihr am besten gefallen auch die Käufer. „Vielleicht liegt das daran, dass
Designer immer etwas vor dem Trend liegen. Oft werden diese Stücke dann in der
nächsten Saison gekauft“, sagt sie nachdenklich. Es entstehen pro Kollektion
etwa 30 bis 40 verschiedene Entwürfe, die in kleinen Serien von drei bis vier
Stücken in drei Größen, von 36 bis 40/42, produziert werden. Insgesamt gibt es
pro Kleidungsstück für die drei Läden insgesamt neun bis zwölf Kopien. Größere
oder kleine Größen können bestellt werden. Einzelanfertigungen seien jedoch
selten, weil sie sehr wenig Zeit dafür habe. Im Durchschnitt sind es maximal
drei oder vier Cocktail- oder Hochzeitskleider.
Eine
Besonderheit ihrer Kollektionen ist, dass sie fortlaufend hergestellt werden.
Dadurch gibt es neben den ständigen Entwürfen auch einige, die den Übergang von
einer Saison und einer Kollektion zur nächsten darstellen. Die Stoffe für ihre
Kreationen findet Pallai meist im Ausland – Deutschland, Österreich oder
Frankreich – denn die Qualität der Stoffe muss stimmen. Nur reine Naturfaser
verwendet sie eher selten, denn eine Mischung mit Kunstfaser macht die Stoffe
fast immer strapazierfähiger und sie behalten auch länger ihre Form. „Außerdem
denke ich, dass meine Kunden es spüren, wenn besonders viel, aufwendig und mit
Herzblut an einem Stück gearbeitet wurde. Man könnte sagen, je mehr Arbeit in
einem Kleidungsstück steckt, desto schneller ist es verkauft“ erzählt die
Designerin.
Klassisch weiblich
Ihre Kunden
seien meist zwischen 30 und 40 Jahre alt. Aber es gibt auch junggebliebene
Damen von 70 und 80 Jahren, die gerne ihre Entwürfe kaufen. Eben Frauen, die
Wert auf ihr Äußeres legen und es sich auch leisten können. Jüngere kaufen eher
von Jahreszeit zu Jahreszeit neu, wechseln öfter den Inhalt ihres Kleiderschranks,
meint Pallai; „bei mir kaufen jedoch Frauen, die Kleidung suchen, an der keine
Jahreszahl steht und deren Stoff und Schnitt modisch und qualitativ mehrere Jahre
überdauert“. Der Unterschied zwischen den ungarischen und ausländischen Käufern
sei nicht sehr groß und sei eher beim Kaufverhalten zu beobachten. „Ausländerinnen
kaufen manchmal einfach nur, weil ihnen etwas gefällt. Ungarn überlegen da
schon eher, wann und wo sie ein Kleidungsstück anziehen können, ob sie es
wirklich brauchen und ob es vielfältig einsetzbar ist.“
Ihren eigenen Stil
beschreibt Pallai als klassisch, zeitlos und weiblich. Klassisch bedeutet aber
nicht altbacken oder langweilig, sondern bezieht sich auf den Schnitt. Die Finesse
der Kleider ist dann der moderne Stoff mit seinen Mustern. Auch achtet die
Designerin immer darauf, dass sie in den Modefarben arbeitet, denn nur so können
die Kundinnen auch Schuhe und Handtaschen in den aktuellen Farben dazu wählen.
Ihre Männerlinie folgt dem klassischen und eleganten Stil, wie Jeans, die auch
als business casual gelten können, und als kleines Extra etwa speziell
gestaltete Hosentaschen oder Nähte haben.
Ausland und Zukunft

Ines Gruber
Fregoli
V. Bástya utca 8-10
Tel./Fax:+36 1 266 25 43
www.fregolishop.com
fregolishop.blogspot.com
Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag 11 bis 19 Uhr
Samstag 11 bis 17 Uhr
BERNADETT PALLAI studierte an der Universität für Kunst und
Design in Budapest, wo sie 2002 ihren Abschluss machte. Zusammen mit fünf
Studienkollegen nahm sie 1999 mit der Kollektion „aquanauta“ an einem
Wettbewerb teil und wurde über Nacht bekannt. 2009 zog sie mit ihrem Laden von
der Basilika zum heutigen Standort in den V. Bezirk. Neben ihrer eigenen Linie
designt Pallai Kleidung für Hostessen, arbeitet mit anderen Designern zusammen
und nimmt an Fashionshows teil.
Erschienen in
der Budapester Zeitung Nr. 24, vom 10.-16. Juni 2011
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen