Design aus Leder und Textil
Taschenträume
Taschen kann „frau“ nie genug haben. Ob groß,
ob klein, bunt oder schlicht, etwas verwegen oder ganz klassisch, praktisch,
funktional oder einfach schön. Alle Formen und Farben finden meist eine
Abnehmerin, die ihr Herz an sie verliert. Diese Sammelleidenschaft findet ihr
Echo bei den Designern Ágnes Havrán, István Esztány, Anna Kállai, Katalin
Kaliszky und dem Label Hold, welche gerne und ausgiebig diese häufig
anzutreffende „Sucht“ befriedigen.
Die
Designerin Ágnes Havrán gründete ihr Label „HAVRÁN“ 2004 und stellte am Anfang
ausschließlich Taschen her. Inzwischen hat sie ihren Wirkungskreis erweitert
und entwirft auch Kleidung. In die Läden kamen ihre Kreationen
erstaunlicherweise zuerst in Wien und erst 2011 auch in Budapest, als sie ihren
eigenen Showroom eröffnete. Heute hat sie auch noch in Krakau ein Geschäft.
Ihre Taschen
seien Einzelstücke, die aus ausgesuchtem und oft eigens bemaltem Leder entstünden.
Matt vermische sich mit glänzend, glatt mit stark strukturiert. „Ich mag Gegensätze
und unterschiedliche Charaktere nebeneinander“, begründet Ágnes ihre
Materialauswahl und umschreibt ihre Taschen als einfach, geometrisch und mit
einer einzigartigen Farbschattierung. Auch ihre Kleider folgen diesem Konzept.
Erfolg habe
sie zuerst im Ausland – Belgien, Polen, Frankreich, England und Österreich –
gehabt, erzählt die Designerin stolz und erinnert sich, dass eine ältere Französin
ihre erste verkaufte Tasche als Geschenk für ihre Enkelin erstand. Auch habe
sie schon in Wien Frauen mit ihren Taschen über auf der Straße gesehen. „Es ist
immer schön, wenn mir die Käufer begeistert erzählen, welche Komplimente sie für
meine Kreationen bekommen und wie viele Taschen sie schon gekauft haben“, sagt Ágnes
strahlend und fügt hinzu, dass sie schon regelrechte Stammkunden habe. Für die
Zukunft plane sie Kooperationen mit anderen Designern, zu deren Kleidung sie
dann die Taschen entwerfen würde.
Natürlich und auffallend
Die
Leidenschaft für Taschen ergriff auch István Esztány, der schon seit
Kindheitstagen Dinge entwarf und erschuf, die allerdings nicht immer eine
Funktion hatten. An der Universität ging er dann zu nützlichen Kreationen über
und blieb bei Taschen hängen, die seiner Meinung nach die beste Möglichkeit bilden,
Raum zu gestalten.
„Ich benutze
für meine Kreationen nur natürliche Stoffe wie Leder, Filz, Leinen und Kupfer
und gebe ihnen einen modernen Anstrich durch die Form“, erklärt István und ergänzt,
dass ihm neben dem Aussehen auch die Funktionalität und die präzise Ausführung
der Herstellung am Herzen lägen. Da er sich nicht mit Massenware messen könne,
konzentriere er sich auf die Einzigartigkeit und das gewisse Etwas bei seinen
Taschen. Er hofft, mit seinen Entwürfen neue Formen zu schaffen, die durch die
Verbindung von Form, Farbe und Funktion die Bedürfnisse des heutigen Lebens
treffen.
Die
Reaktionen der Käufer seien durchwegs positiv, so spiele er schon mit dem
Gedanken, sich seiner zweiten Leidenschaft, der Produktion und dem Entwerfen
von Schuhen zu widmen.
Die
Designerin Katalin Kaliszky fing ebenfalls früh mit dem Zeichnen und Entwerfen
an. Sie ging auf ein künstlerisches Gymnasium und lernte dann an der Budapester
Designhochschule ihr Handwerk. Das Kos Design Studió gründete sie 1991, um dort
ihre Taschenkollektionen regelmäßig dem Publikum vorstellen zu können. Ihre
Entwürfe richten sich zwar an den Modetrends aus, sollen jedoch auch immer
praktische Gebrauchsgegenstände sein, die funktional, einzigartig und modern
sind.
„Meine
Taschen haben klare, minimalistische Formen und Schnitte, die miteinander und
den verwendeten Materialen harmonieren“, erklärt Katalin und betont, dass ihr Ästhetik
und Qualität am wichtigsten seien. Deswegen arbeite sie auch nur mit dem besten
Leder.
Über die Jahre habe sich ein fester Käuferkreis bei ihr etabliert, der ihren
Stil zu schätzen wisse. Auch aus dem Ausland, insbesondere Norwegen, Österreich
und Israel, gäbe es immer mehr Bestellungen.
Gefaltet und wasserfest
Einen etwas
anderen Weg als István und Katalin beschritt Anna Kállai, die einen Abschluss
in der Textilindustrie als Technikerin und einen als Malerin hat. Seit 2004 sei
sie jedoch einem „Taschenwahn“ verfallen, sagt sie lächelnd, der bis heute anhält.
Ihre ersten Versuche unter dem Namen „Panna“ schlugen so schnell ein, dass sie
in diesem Jahr wegen des Stilwechsels auch gleich den Namen ihrer Kreationen in
„KA“ geändert hat.
Das Besondere
an ihren Taschen ist, dass sie immer auf die Person und den Anlass
zugeschnitten sind. Natürlich entwerfe sie gerne weibliche Taschen, aber auch
sportliche Gürtel- und Seitentaschen. Da ihre Entwürfe multifunktional sind und
nicht nur als Seitentasche, sondern auch als Rucksack benutzt werden können, erübrigt
sich auch die Frage, welche Tasche nun zum Outfit und dem Fahrrad passt. Außerdem
benutzt die junge Frau zum Großteil wasserfeste Grundmaterialien, um ihre
Kunden auch für einen Wolkenbruch zu wappnen. Die Form der Taschen ist vielfältig,
denn Anna faltet gern, und das spiegelt sich auch in ihren Kreationen wider.
Diese Mixtur
aus guten Stoffen und interessanten Formen soll dem Träger nicht nur Freude
bereiten, sondern auch das Leben und den Alltag erleichtern. Auf ihrer Webseite,
die gerade um einen Webshop erweitert wird, kann der Kunde seine eigene Tasche
aus verschiedenen Grundmaterialen zusammenstellen und bestellen. Aber auch
Einzelanfertigungen aus alten Stoffen nehme sie gerne entgegen. „Ich bekomme
gerne Geschenke“, verrät die Designerin verschmitzt, und deswegen verstecke sie
in jeder Tasche auch immer eine kleine Überraschung für ihre Kunden.
Damen- und Herrentaschen
Das Label „Hold“
besteht aus mehreren Designern, die sich vergangenes Jahr zusammengeschlossen
haben, um Taschen zu entwerfen. Das Anfangskonzept drehte sich um eine Gürteltasche,
die nicht nur sportlich, praktisch und mit klaren Formen, sondern auch elegant,
minimalistisch und durch die Materialwahl einzigartig sein sollte. Die Idee
entwickelte sich dann weiter zu den Hand- und Seitentaschen, wobei auch eine Männerkollektion
entstand.
„Taschen
stehen oft im Vordergrund und betonen unsere Persönlichkeit, insbesondere wenn
an kalten Tagen von den meisten Menschen nicht mehr als der Kopf zu sehen ist“,
erklärt Bea Kerekes. Die Taschen für Sie und Ihn seien nicht nur funktional und
bequem, sondern auch kurios. Als Grundmaterial verwenden die Designer neben
Leder auch Leinen und Wolle, wobei sie stets auf die Qualität achten. Für die
Zukunft hofften sie, auch im Ausland Fuß fassen zu können.
Ines Gruber
Esztány István
Tel.: +36 70 602 82420
www.esztanygaleria.eu
Hybridart Design
Shop & Cafe
V. Erzsébet tér 13
www.hybridart.hu
Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 10 bis 19 Uhr
Havrán Ágnes
Tel.: + 36 30 991 2596
www.agneshavran.com
Showroom Budapest
II. Margit körút 1-17
Anmeldung erforderlich
Showroom Wien
Cade?
Natur.textil.design: Strozzigasse 25
Disaster Clothing: Kirchengasse 25 und Neubaugasse 7
Kaliczky Katalin
Tel.: + 36 20 954 8051
Kos Design Stúdió
XIII. Váci út 117
www.kaliczky.kosdesign.hu
Hold
Tel.: +36 30 466 7855, +36 30 580 3140
www.hold.co.hu
Kállai Anna
Tel.: +36 20 417 1567
www.designka.hu
Alle Designer nehme regelmäßig am WAMP Designmarkt (www.wamp.hu) teil.
Erschienen in
der Budapester Zeitung Nr. 30, vom 27. Juli – 2. August 2012