Sonntag, 12. Januar 2014

Designerläden

Designerläden in der Innenstadt
Da, wo die Vielfalt keine Grenzen kennt

Die Budapester Innenstadt lockt nächstes Wochenende gleich zweifach aus dem Haus: Einmal am Freitag, den 8. Juni, zur Stylewalker Night, wo kleine Designerläden bis Mitternacht geöffnet haben und zwei Tage später auf den Erszébet tér, wo sich noch mehr Designer und andere Künste tummeln, um ihre Entwürfe oder Produkte vorzustellen.

Sommerwetter zieht die Menschen auf die Straßen und Plätze der ungarischen Hauptstadt und lädt zum Spazieren und Schlendern ein. Touristen durchforsten die Gassen und entdecken Läden und Geschäfte, die man als Expat oft über- oder nicht mehr sieht. Schmuck, Möbel, Textilien, Kleidung, Aufkleber oder Uhren. Alles ist in Budapest zu haben. Einen kleinen Überblick über einige kleine und große Designerläden, die zum Teil schon lange existieren und viele Kreationen unterschiedlicher Designer anbieten, möchte die BUDAPESTER ZEITUNG im Folgenden bieten.

Bild: Aaron Taylor (1)
Einzigartig und modisch

Die Galerie Eventuell entstand bereits 1994 in der Nyáry Pál utca als alternative Kellergalerie und zog neun Jahre später an ihren jetzigen Standort. Obwohl er anfangs nur als Plattform für die eigenen Entwürfe gedacht war, wuchs sich der Laden schnell zu einem Schauraum aus, so finden unter der Leitung von zwei der fünf Gründer, Szilvia Szigeti und Tamás Radnóti, jedes Jahr vier bis fünf Ausstellungen junger ungarischer und ausländischer Designer statt.

Inzwischen birgt der Laden Entwürfe von insgesamt zwölf unterschiedlichen Designern, die alle dem Motto „Direkt vom Designer“ folgen, regelmäßig im Geschäft anzutreffen sind und dadurch auch den persönlichen Kontakt mit den Kunden pflegen. Neben Heimtextilien und Lampen finden sich hier auch einzigartige Schals und Stolas, exklusiver Schmuck und Kleidung. Wobei alles nur in kleinen Serien hergestellt wird. Bei der Auswahl der Designer lagen Kriterien wie Originalität, Kreativität und Eigenständigkeit zu Grunde, wodurch ein buntes Potpourri von Persönlichkeiten entstanden ist, das sich gut ergänzt.

An den Freitagen und Samstagen verwandelt sich der Laden außerdem zu einem gut besuchten Klub, in dem sich Interessierte, Stammkunden und andere Galeristen treffen, um sich Tipps oder Anregungen zu holen.
 
Bild: Eventuell (1)
Witzig und brauchbar

Als einer der ersten Designerläden Budapests entstand Ende 2002 der Designladen Forma am Ferenciek tere. Der Laden versuchte erfolgreich eine Lücke auf dem ungarischen Markt zu füllen. Die Inhaber bemühen sich bis heute, die besten, lustigsten, neuesten, schönsten und modernsten Stücke für ihre Käufer zu finden und erneuern und erweitern ihr großes Angebot, das bereits jetzt etwa 700 unterschiedliche Artikel enthält, kontinuierlich.
Neben der guten Qualität spiele bei der Auswahl auch das Aussehen und die Idee, die dahintersteckt, eine große Rolle. Noch müssten sie die meisten Produkte bei großen Firmen im Ausland suchen, jedoch werde das Angebot mit ungarischen Designern und Brands nicht bloß ergänzt, sondern vervollständigt. Im Moment gibt es insgesamt fünf ungarische Labels, die ständig im Laden vertreten sind. Dazu gehörten zum Beispiel einige originelle Souvenirartikel und Designerküchenutensilien.

Originell und bezahlbar

Bild: Insitu (1)
In einem Innenhof an der Múzeum körút nicht weit vom Astoria entfernt, entstand im November 2007 das Designergeschäft INSITU. Bereits zwei Jahre später fügte sein Besitzer András Gerzsenyi diesem noch den kleineren Ableger FRONT, gleich am Ring, hinzu. Die Räumlichkeiten waren gegeben, denn sie sind im Familienbesitz, und als der junge Architekt sich an etwas neuem versuchen wollte, übernahm er diese kurzerhand. Die Atmosphäre des Ladens werde seiner Meinung nach noch durch das wunderschöne Jugendstilgebäude gesteigert, und auch die gusseiserne Wendeltreppe im Geschäft trage zu diesem besonderen Gefühl bei, erklärt András.

Das Angebot komme einem Gemischtwarenladen gleich, denn neben Bekleidung, Uhren, Accessoires, Wohnungseinrichtung und Wandaufklebern sind hier auch Bakelithefte, Schmuck, bunte Budapest T-Shirts und Taschen aus Feuerwehrschläuchen zu finden. Die zwei Läden bieten von insgesamt 58 unterschiedlichen Designern Entwürfe und die Eigenproduktionen an. So weisen sie insgesamt etwa 100 verschiedene Labels auf, die einzigartig und trotzdem bezahlbar sind. András erklärt, dass er meist junge und innovative Köpfe für seinen Laden suche, die originelle und neuartige Dinge entwerfen, wobei Brauchbarkeit und Bezahlbarkeit auch wichtige Kriterien seien.

Bunt und fröhlich

Das Rododendron Art gibt es seit 2008, ist jedoch vor zwei Jahren vom Madách tér in die Semmelweis utca in einen größeren und zentraleren Laden gezogen. Die Lage in der Innenstadt zieht einfach mehr Käufer an, so die Besitzerin Judit Katalin Elek, die die meisten der Designer von der Budapester Universität für Kunst und Design her kennt, wo sie studierte. Sie wollte ihnen einen Ort bieten, wo sie ihre Entwürfe ausstellen und verkaufen können. Neben diesem festen Geschäft in der Innenstadt ist Rododendron Art jedoch auch regelmäßig auf Designmessen und Festivals im Ausland wie Amsterdam, Brüssel oder London vertreten.

Die Einrichtung des Ladens gibt auch gleich den Stil vor: Weißer Designhimmel mit modernen, bunten und fröhlichen Produkten, die nur in kleiner Serie produziert werden. Das Spektrum der Artikel ist breit, und so gibt es neben Taschen und Kleidern und Schmuck auch Drucke, Fotoapparate und Lampen. Insgesamt arbeiten hier etwa 30 Leute. Die Designer wählt Judit aufgrund ihrer Erfahrungen und ihrer Ausbildung aus, komplette Anfänger fände man hier seltener. Auch lege sie großen Wert auf die Qualität und die Verkaufbarkeit der Stücke. Besonders stolz ist Judit auf die Nominierung für den BEST SHOP dieses Jahr in der Rubrik Designerläden. „Es ist die Anerkennung für vier Jahre harter Arbeit“, betont sie freudig.

Bild: Rododendron Art (1)
Glänzend und matt

Bilder: Filter Galerie (2)
Im Oktober 2010 wurde gegenüber der Margit Insel beim Szent István Park die Filter Galerie eröffnet. Diese bietet Schmuckdesignern einen Ort, an dem sie frei schaffen und gleichzeitig auch ihre Stücke verkaufen können. Die meisten von ihnen wurden an der Budapester Universität für Kunst und Design ausgebildet oder studierten im Ausland etwa an der Alchimia Contemporary Jewellery School in Florenz und dem Royal College of Art in London.

Die wichtigsten Kriterien für ihre Aufnahme sind ihr Wissen, die Qualität und Einzigartigkeit der Stücke, so der Betreiber Róbert Kárpáti. Da alle ihren eigenen Stil besäßen und unterschiedliche Materialen wie Stahl, Silber, Glas, Titan, Gold, Steine oder Perlen benutzten, könne man in der Galerie für jeden Geschmack etwas entdecken. Einen interessanten Einblick gewähren auch die von Zeit zu Zeit stattfindenden Schmuck- und Kunstausstellungen, die im Laden organisiert werden.

Modern und trendy

Das Látomás wurde 1998 eröffnet und entwickelte sich von einem Laden für Vintage-Kleidung zu einem Designgeschäft. Anfangs gab es dort auch ungarische Designer, seit 2007 werden jedoch ausschließlich ausländische Marken angeboten, die es nirgendwo sonst in Ungarn zu kaufen gibt. Alle zwei bis drei Wochen macht sich die Besitzerin Julie Szontagh auf den Weg, um neue Kollektionen für die inzwischen vier Látomás-Läden zu ergattern.

Die Fluktuation an neuer Kleidung ist also sehr hoch, wobei sich das nicht auf die Preise niederschlägt und das Angebot immer modern und trendy bleibt. Da Julie allein alle Stücke auswählt, bleibt der Stil ähnlich: klare, weibliche Linien, die trotz allem tragbar, modern und gleichzeitig einzigartig und bezahlbar sind. Der Kunde stehe hier eindeutig im Vordergrund, was wahrscheinlich auch den Erfolg der Látomás-Läden ausmache, vermutete die Eigentümerin. Den Standort des ersten Látomás-Ladens im siebten Bezirk, also im Herzen von Budapest, mit vielen Cafés und Klubs habe sie sich bereits 1998 ausgesucht und sei sich bis heute sicher, dass er perfekt sei.

Bild: Látómás (1)
Jung und alternativ

Bilder: meska (2)
Ein ganz besonderer Designladen ist die ausschließlich virtuell existierende Webseite www.meska.hu. Sie wurde im Sommer 2008 von Borbála Hídvégi und Réka Porst gegründet und hat sich seither zum größten Markt für handgearbeitete Designwaren entwickelt. Ziel der Gründer war es, jungen Talenten die Chance zu geben, ihre Entwürfe auch ohne einen Laden vorzustellen und zu verkaufen. Inzwischen gibt es auf der Seite auch die Möglichkeit, Grundmaterialen zu kaufen und sich für Handwerkskurse anzumelden (www.alkotokboltja.hu).

Das wichtigste bei allen angebotenen Artikeln ist, dass sie mit Sorgfalt von Hand gefertigt wurden und einzigartig sind, so Réka. Im Moment befänden sich etwa 2800 verschiedene Designer und 60.000 Artikel auf der Webseite, Tendenz steigend. Hier können sich nämlich nicht nur die gelernten Designer oder Schneider anmelden, sondern auch Leute, die gerne basteln oder nähen und mit ihrem Hobby ein wenig Geld hinzuverdienen möchten. Von Schmuck über Taschen und Kleidung bis hin zu Möbeln und anderen großen Gegenständen ist hier alles zu haben. Bewertet werden die Produkte einerseits von den Betreibern, andererseits von den Käufern, die die Seiten ähnlich wie Schaufenster durchsuchen können. Auch bei der Fortentwicklung der Webseite hätten die Besucher ein Wörtchen mitzureden, und angesichts der vielen Nachfragen gehe auch bald eine weitere Seite für selbstgemachte Lebensmittel (www.izporta.hu) online.

Euphorisch und kritisch

Die meisten der zuvor genannten Läden bekommen fast durchwegs positive Rückmeldungen aus dem Ausland. Das Filter etwa kann sich eines regen Andrangs von Ausländern erfreuen, die von den Schmuckstücken außerordentlich begeistert sind. Das Rododendron Art ist ebenfalls stolz auf das positive Feedback aus dem Ausland. Judit, die Geschäftsführerin, erzählt, dass in Budapest lebende Expats ihren Bekannten und Freunden regelmäßig das Geschäft empfehlen würden. Auch habe es der Laden in wichtige City Guides als „Muss“ geschafft.

András vom INSITU betont, dass die meisten Anmerkungen und Komplimente von Ausländern stammten, die ihn darin bestärkten, auch in Zukunft weiterzumachen. Das Látómás wiederum bekommt immer öfter Anfragen nach Möglichkeiten des Franchising, allerdings meint Julie, dass ihr dafür die Kapazitäten fehlten. Meska kann seinen Erfolg über das Internetportal einfach messen. Réka betont, dass es im In- und Ausland sehr gut laufe. Insbesondere die ungarischen Motive scheinen bei den Ausländern immer beliebter zu werden, und so gebe es immer mehr internationale Bestellungen.

Auch das Eventuell ist gut in den ausländischen Stadtführern vertreten und wird sowohl von Touristen und Expats besucht, jedoch bemängeln die Ausländer, dass die Läden oft schwer zu finden seien. Szilvia Szigeti, eine Mitbegründerin, merkt hierzu kritisch an, dass es in der Innenstadt noch immer kein umfassendes Programm oder Schutzzeichen für die vielen kleinen Läden gäbe, die der Stadt ein ganz eigenes Gesicht schenkten.
Ines Gruber
Die meisten der angeführten Läden haben auch einen Webshop und nehmen am WAMP, der Stylewalker Night und der Design-Woche teil.

Eventuell
Tel.: +36 1 318 6926, +36 20 567 2727
                     Öffnungszeiten:
V. Nyáry Pál utca 7
                                                    Montag bis Freitag 11 bis 18 Uhr
www.eventuell.hu                                                      Samstag 10.30 bis 14 Uhr

Filter
Tel.: + 36 1 350 5743
                                                Öffnungszeiten:
XIII. Pozsonyi út 49
                                                   Montag bis Freitag 11 bis 19 Uhr

www.filtergaleria.hu

Forma
Tel.: +36 1 266 5053                                                  Öffnungszeiten:
V. Ferenciek tere 4
                                                     Montag bis Freitag 11 bis 19 Uhr
www.forma.co.hu                                                       Samstag 10 bis 14 Uhr

FRONT
Tel.: +36 1 787 7503
                                                  Öffnungszeiten:
V. Múzeum körút 5
                                                     Montag bis Freitag 10 bis 19 Uhr
www.front.insitu.hu                                                    Samstag 10 bis 15 Uhr


INSITU
Tel.: +36 1 266 3080
                                                 Öffnungszeiten:
V. Múzeum körút 7
                                                    Montag bis Freitag 10 bis 19 Uhr
www. insitu.hu                                                           Samstag 10 bis 18 Uhr


Rododendron
Tel.: +36 70 419 5329
                                               Öffnungszeiten:
V. Semmelweis utca 19
                                             Montag bis Freitag 10 bis 19 Uhr
www.rododendronart.com                                         Samstag 10 bis 16 Uhr

Látomás
www.latomas.hu


Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag 11 bis 19.30 Uhr
Samstag 11 bis 18 Uhr


Tel.: +36 1 267 2158
                                                Tel.: +36 1 786 6659

VII. Dohány utca 16-19                                            VII. Király utca 39.


Tel.: +36 1 786 32 96
                                               Tel.: +36 70 9300 392, +36 70 9300 393

V. Párizsi utca 4.
                                                       VII. Nyár utca 7

meska
www.meska.hu

Stylewalker Night
 

www.stylewalker.hu

Erschienen in der Budapester Zeitung Nr. 18, vom 4.-10. Mai 2012


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