Designerläden in
der Innenstadt
Da, wo die Vielfalt keine Grenzen kennt
Die Budapester Innenstadt lockt nächstes
Wochenende gleich zweifach aus dem Haus: Einmal am Freitag, den 8. Juni, zur
Stylewalker Night, wo kleine Designerläden bis Mitternacht geöffnet haben und
zwei Tage später auf den Erszébet tér, wo sich noch mehr Designer und andere
Künste tummeln, um ihre Entwürfe oder Produkte vorzustellen.
Sommerwetter
zieht die Menschen auf die Straßen und Plätze der ungarischen Hauptstadt und
lädt zum Spazieren und Schlendern ein. Touristen durchforsten die Gassen und
entdecken Läden und Geschäfte, die man als Expat oft über- oder nicht mehr
sieht. Schmuck, Möbel, Textilien, Kleidung, Aufkleber oder Uhren. Alles ist in
Budapest zu haben. Einen kleinen Überblick über einige kleine und große
Designerläden, die zum Teil schon lange existieren und viele Kreationen
unterschiedlicher Designer anbieten, möchte die BUDAPESTER ZEITUNG im Folgenden bieten.
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Bild: Aaron Taylor (1) |
Einzigartig und modisch
Die Galerie
Eventuell entstand bereits 1994 in der Nyáry Pál utca als alternative Kellergalerie
und zog neun Jahre später an ihren jetzigen Standort. Obwohl er anfangs nur als
Plattform für die eigenen
Entwürfe gedacht war, wuchs sich der Laden schnell zu einem Schauraum aus, so
finden unter der Leitung von zwei der fünf Gründer, Szilvia Szigeti und Tamás
Radnóti, jedes Jahr vier bis fünf Ausstellungen junger ungarischer und
ausländischer Designer statt.
Inzwischen
birgt der Laden Entwürfe von insgesamt zwölf unterschiedlichen Designern, die
alle dem Motto „Direkt vom Designer“ folgen, regelmäßig im Geschäft anzutreffen
sind und dadurch auch den persönlichen Kontakt mit den Kunden pflegen. Neben
Heimtextilien und Lampen finden sich hier auch einzigartige Schals und Stolas,
exklusiver Schmuck und Kleidung. Wobei alles nur in kleinen Serien hergestellt
wird. Bei der Auswahl der Designer lagen Kriterien wie Originalität,
Kreativität und Eigenständigkeit zu Grunde, wodurch ein buntes Potpourri von
Persönlichkeiten entstanden ist, das sich gut ergänzt.
An den
Freitagen und Samstagen verwandelt sich der Laden außerdem zu einem gut
besuchten Klub, in dem sich Interessierte, Stammkunden und andere Galeristen
treffen, um sich Tipps oder Anregungen zu holen.
Witzig und brauchbar
Als einer der
ersten Designerläden Budapests entstand Ende 2002 der Designladen Forma am
Ferenciek tere. Der Laden versuchte erfolgreich eine Lücke auf dem ungarischen
Markt zu füllen. Die Inhaber bemühen sich bis heute, die besten, lustigsten,
neuesten, schönsten und modernsten Stücke für ihre Käufer zu finden und
erneuern und erweitern ihr großes Angebot, das bereits jetzt etwa 700
unterschiedliche Artikel enthält, kontinuierlich.
Neben der guten Qualität
spiele bei der Auswahl auch das Aussehen und die Idee, die dahintersteckt, eine
große Rolle. Noch müssten sie die meisten Produkte bei großen Firmen im Ausland
suchen, jedoch werde das Angebot mit ungarischen Designern und Brands nicht
bloß ergänzt, sondern vervollständigt. Im Moment gibt es insgesamt fünf
ungarische Labels, die ständig im Laden vertreten sind. Dazu gehörten zum
Beispiel einige originelle Souvenirartikel und Designerküchenutensilien.
Originell und bezahlbar
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Bild: Insitu (1) |
In einem
Innenhof an der Múzeum körút nicht weit vom Astoria entfernt, entstand im
November 2007 das Designergeschäft INSITU. Bereits zwei Jahre später fügte sein
Besitzer András Gerzsenyi diesem noch den kleineren Ableger FRONT, gleich am
Ring, hinzu. Die Räumlichkeiten waren gegeben, denn sie sind im Familienbesitz,
und als der junge Architekt sich an etwas neuem versuchen wollte, übernahm er
diese kurzerhand. Die Atmosphäre des Ladens werde seiner Meinung nach noch
durch das wunderschöne Jugendstilgebäude gesteigert, und auch die gusseiserne
Wendeltreppe im Geschäft trage zu diesem besonderen Gefühl bei, erklärt András.
Das Angebot
komme einem Gemischtwarenladen gleich, denn neben Bekleidung, Uhren,
Accessoires, Wohnungseinrichtung und Wandaufklebern sind hier auch Bakelithefte,
Schmuck, bunte Budapest T-Shirts und Taschen aus Feuerwehrschläuchen zu finden.
Die zwei Läden bieten von insgesamt 58 unterschiedlichen Designern Entwürfe und
die Eigenproduktionen an. So weisen sie insgesamt etwa 100 verschiedene Labels
auf, die einzigartig und trotzdem bezahlbar sind. András erklärt, dass er meist
junge und innovative Köpfe für seinen Laden suche, die originelle und neuartige
Dinge entwerfen, wobei Brauchbarkeit und Bezahlbarkeit auch wichtige Kriterien
seien.
Bunt und fröhlich
Das
Rododendron Art gibt es seit 2008, ist jedoch vor zwei Jahren vom Madách tér in
die Semmelweis utca in einen größeren und zentraleren Laden gezogen. Die Lage
in der Innenstadt zieht einfach mehr Käufer an, so die Besitzerin Judit Katalin
Elek, die die meisten der Designer von der Budapester Universität für Kunst und
Design her kennt, wo sie studierte. Sie wollte ihnen einen Ort bieten, wo sie
ihre Entwürfe ausstellen und verkaufen können. Neben diesem festen Geschäft in
der Innenstadt ist Rododendron Art jedoch auch regelmäßig auf Designmessen und
Festivals im Ausland wie Amsterdam, Brüssel oder London vertreten.
Die
Einrichtung des Ladens gibt auch gleich den Stil vor: Weißer Designhimmel mit
modernen, bunten und fröhlichen Produkten, die nur in kleiner Serie produziert
werden. Das Spektrum der Artikel ist breit, und so gibt es neben Taschen und
Kleidern und Schmuck auch Drucke, Fotoapparate und Lampen. Insgesamt arbeiten
hier etwa 30 Leute. Die Designer wählt Judit aufgrund ihrer Erfahrungen und
ihrer Ausbildung aus, komplette Anfänger fände man hier seltener. Auch lege sie
großen Wert auf die Qualität und die Verkaufbarkeit der Stücke. Besonders stolz
ist Judit auf die Nominierung für den BEST SHOP dieses Jahr in der Rubrik
Designerläden. „Es ist die Anerkennung für vier Jahre harter Arbeit“, betont
sie freudig.
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Bild: Rododendron Art (1) |
Glänzend und matt
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Bilder: Filter Galerie (2) |
Im Oktober
2010 wurde gegenüber der Margit Insel beim Szent István Park die Filter Galerie
eröffnet. Diese bietet Schmuckdesignern einen Ort, an dem sie frei schaffen und
gleichzeitig auch ihre Stücke verkaufen können. Die meisten von ihnen wurden an
der Budapester Universität für Kunst und Design ausgebildet oder studierten im
Ausland etwa an der Alchimia Contemporary Jewellery School in Florenz und dem
Royal College of Art in London.

Modern und trendy
Das Látomás
wurde 1998 eröffnet und entwickelte sich von einem Laden für Vintage-Kleidung
zu einem Designgeschäft. Anfangs gab es dort auch ungarische Designer, seit
2007 werden jedoch ausschließlich ausländische Marken angeboten, die es
nirgendwo sonst in Ungarn zu kaufen gibt. Alle zwei bis drei Wochen macht sich
die Besitzerin Julie Szontagh auf den Weg, um neue Kollektionen für die
inzwischen vier Látomás-Läden zu ergattern.
Die
Fluktuation an neuer Kleidung ist also sehr hoch, wobei sich das nicht auf die
Preise niederschlägt und das Angebot immer modern und trendy bleibt. Da Julie
allein alle Stücke auswählt, bleibt der Stil ähnlich: klare, weibliche Linien,
die trotz allem tragbar, modern und gleichzeitig einzigartig und bezahlbar
sind. Der Kunde stehe hier eindeutig im Vordergrund, was wahrscheinlich auch
den Erfolg der Látomás-Läden ausmache, vermutete die Eigentümerin. Den Standort
des ersten Látomás-Ladens im siebten Bezirk, also im Herzen von Budapest, mit
vielen Cafés und Klubs habe sie sich bereits 1998 ausgesucht und sei sich bis
heute sicher, dass er perfekt sei.
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Bild: Látómás (1) |
Jung und alternativ
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Bilder: meska (2) |
Ein ganz
besonderer Designladen ist die ausschließlich virtuell existierende Webseite www.meska.hu. Sie wurde im Sommer 2008
von Borbála Hídvégi und Réka Porst gegründet und hat sich seither zum größten
Markt für handgearbeitete Designwaren entwickelt. Ziel der Gründer war es,
jungen Talenten die Chance zu geben, ihre Entwürfe auch ohne einen Laden vorzustellen
und zu verkaufen. Inzwischen gibt es auf der Seite auch die Möglichkeit,
Grundmaterialen zu kaufen und sich für Handwerkskurse anzumelden (www.alkotokboltja.hu).

Euphorisch und kritisch
Die meisten
der zuvor genannten Läden bekommen fast durchwegs positive Rückmeldungen aus
dem Ausland. Das Filter etwa kann sich eines regen Andrangs von Ausländern
erfreuen, die von den Schmuckstücken außerordentlich begeistert sind. Das Rododendron
Art ist ebenfalls stolz auf das positive Feedback aus dem Ausland. Judit, die
Geschäftsführerin, erzählt, dass in Budapest lebende Expats ihren Bekannten und
Freunden regelmäßig das Geschäft empfehlen würden. Auch habe es der Laden in wichtige
City Guides als „Muss“ geschafft.
András vom
INSITU betont, dass die meisten Anmerkungen und Komplimente von Ausländern
stammten, die ihn darin bestärkten, auch in Zukunft weiterzumachen. Das Látómás
wiederum bekommt immer öfter Anfragen nach Möglichkeiten des Franchising,
allerdings meint Julie, dass ihr dafür die Kapazitäten fehlten. Meska kann
seinen Erfolg über das Internetportal einfach messen. Réka betont, dass es im
In- und Ausland sehr gut laufe. Insbesondere die ungarischen Motive scheinen
bei den Ausländern immer beliebter zu werden, und so gebe es immer mehr
internationale Bestellungen.
Auch das
Eventuell ist gut in den ausländischen Stadtführern vertreten und wird sowohl
von Touristen und Expats besucht, jedoch bemängeln die Ausländer, dass die
Läden oft schwer zu finden seien. Szilvia Szigeti, eine Mitbegründerin, merkt
hierzu kritisch an, dass es in der Innenstadt noch immer kein umfassendes
Programm oder Schutzzeichen für die vielen kleinen Läden gäbe, die der Stadt
ein ganz eigenes Gesicht schenkten.
Ines Gruber
Die meisten der angeführten Läden haben auch einen Webshop und nehmen
am WAMP, der Stylewalker Night und der Design-Woche teil.
Eventuell
Tel.: +36 1 318 6926, +36 20 567 2727
Öffnungszeiten:
V. Nyáry Pál utca 7
Montag bis Freitag 11 bis 18 Uhr
www.eventuell.hu Samstag 10.30 bis 14 Uhr
Filter
Tel.: + 36 1 350 5743
Öffnungszeiten:
XIII. Pozsonyi út 49
Montag bis Freitag 11 bis 19 Uhr
www.filtergaleria.hu
Forma
Tel.: +36 1 266 5053 Öffnungszeiten:
V. Ferenciek tere 4
Montag bis Freitag 11 bis 19 Uhr
www.forma.co.hu Samstag 10 bis 14 Uhr
FRONT
Tel.: +36 1 787 7503
Öffnungszeiten:
V. Múzeum körút 5
Montag bis Freitag 10 bis 19 Uhr
www.front.insitu.hu Samstag 10 bis 15 Uhr
INSITU
Tel.: +36 1 266 3080
Öffnungszeiten:
V. Múzeum körút 7
Montag bis Freitag 10 bis 19 Uhr
www. insitu.hu Samstag 10 bis 18 Uhr
Rododendron
Tel.: +36 70 419 5329
Öffnungszeiten:
V. Semmelweis utca 19
Montag bis Freitag 10 bis 19 Uhr
www.rododendronart.com Samstag 10 bis 16 Uhr
Látomás
www.latomas.hu
Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag 11 bis 19.30 Uhr
Samstag 11 bis 18 Uhr
Tel.: +36 1 267 2158
Tel.: +36 1 786 6659
VII. Dohány utca 16-19 VII. Király utca 39.
Tel.: +36 1 786 32 96
Tel.: +36 70 9300 392, +36 70 9300 393
V. Párizsi utca 4.
VII. Nyár utca 7
meska
www.meska.hu
Stylewalker
Night
www.stylewalker.hu
Erschienen in
der Budapester Zeitung Nr. 18, vom 4.-10. Mai 2012
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